Deutschland Tour 2011/12

* 30. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 01.05.2011 *
Strecke: Lünen --> Lüdinghausen (23km) / Gesamtstrecke: 398km
Dauer: 12:00 - 19:00 Uhr /
Google Maps 30. Etappe

 

Nachdem ich mich nach dem ersten Augenaufschlag kurz vergewissern musste, wo ich mich befand (passiert mir gar nicht so selten auf der Tour), stellte ich fest, daß die Sonne schien und ich Lust aufs Weiterwandern hatte. Nach dem Frühstück, versteht sich.
In der Hotellobby gab es die Möglichkeit, ins Internet zu gehen und das nutzte ich, um wiedermal die Fotos bei facebook zu beschriften. So ist es schon leichter für Euch, die Bilder mit den jeweiligen Tagebüchern in Verbindung zu bringen. Mit meinem Samsung Galaxy Tab klappt das leider nicht. Ansonsten ist das Gerät eine große Hilfe, aber ich bekomme die facebook-Ansicht, mit den verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten wie am PC nicht hin. Falls ein Kundiger unter Euch da eine Idee hat, immer her damit.
Das Wetter hielt, was es schon früh versprach. Es war zwar eine lange, aber landschaftlich schöne Wanderung. Viele Leutchen waren per pedes oder mit dem Velociped unterwegs. Auch etliche leiterwagenziehende, dezent alkoholisierte Männertrupps traf ich da. Gerne auch mit eingebauter Musikanlage, die ein Station hätte beschallen können. Die Songauswahl orientierte sich ausschließlich am Karneval. Man(n) sang kräftig, aber meist talentfrei mit. Ich glaubte desöfteren, Sympathiebekundungen für einen lokal ansässigen, jüngst erfolgreichen Fußballverein vernehmen zu können: Schalaaalalala, Bevaubeeeee, Schalaaalalala. :-)
Wieder führte mich mein Falk-Navi über nette, verborgene Wald- und Wiesenwege, wo ich mich schon frage, woher er die kennt. Mein Plan war, mir auf der Hälfte des Weges - in Selm - ein leckeres Gebäckteilchen in einer Teigwarenhandlung zu gönnen, aber finde am 1. Mai mal ein offenes Cafe...
Als Alternative musste dann ein Krombacher-Radler + Twix an einem Kiosk herhalten. Paßt schon.

Mein heutiges Ziel war Lüdinghausen. Ein gemütliches Städtchen (ca. 25.000 Einwohner) südlich von Münster. Die Übernachtung war noch nicht klar und ich hatte vor, meine Kirchenerfahrung (siehe Bendorf) um ein weiteres Kapitel zu ergänzen. In Lüdinghausen gibt es die sehr schöne katholische Pfarrkirche St. Felizitas. Bei meiner Ankunft hielt Pfarrer Kleinwiese gerade eine Andacht zum Weißen Sonntag. Da die Türen weit offen standen, ging ich hinein und hörte mir die Predigt an. Eine angenehme, beruhigende Atmosphäre. In Gedanken ging ich nochmal durch den letzten Monat. Ich habe viele interessante Menschen getroffen, hatte ein paar wenige schwierige Situationen zu meistern, durfte etliche glückliche Fügungen erleben und bin sehr dankbar für meinen gesunden Körper, der mich nebst Rucksack bisher immerhin 400km weit getragen hat.
Ich ließ die Kirche am Schluss leer werden und Pfarrer Kleinwiese kam zu mir und erkundigte sich, ob ich Fragen hätte oder ob er mir irgendwie helfen könnte. Ich übergab ihm meine Tourvisitenkarte, erzählte ihm von meinem Projekt und bat ihn um eine Unterkunft. So wie ich es eigentlich von einem Mann Gottes erwarte, kam auch sein "Gerne" sehr offen und herzlich rüber. Und nicht nur das. Als mir Pfarrer Kleinwiese die kleine Gästewohnung unterm Dach zeigte, war er nicht zufrieden mit dem Sauberkeits-Status Quo der Räumlichkeiten. Ganz ehrlich, ich fand da nicht groß etwas auszusetzen. Da war eigentlich alles ok, aber der Herr Pfarrer höchstselbst war sich nicht zu schade, nochmal in Toilette und Dusche durchzuwischen. WOW!
Wir verabreden uns für später, um beim benachbarten Italiener eine Pizza zu verköstigen. Er hatte auch noch nicht viel gegessen und lud mich ein. Wir hatten dann wunderbare eineinhalb Stunden mit interessanten Geschichten über seinen Werdegang, lustige Begebenheiten in einem priesterlichen Alltag und verschiedene Anekdoten vom meiner Wanderung. Wirklich ein cooler Typ, der Herr Pfarrer.
Ein Wunsch noch in eigener Sache: Ich weiß zwar, daß die Tagebücher gelesen werden, aber leider bekomme ich bei facebook nicht mit, wieviele das regelmäßig machen. Seid doch so nett und drückt nach dem Lesen der einzelnen Tagebücher unter dem Text den "Gefällt mir"-Button. Oder schreibt einen kurzen Kommentar dazu. Das bezieht sich dann auf das jeweilige Tagebuch und vermittelt mir einen Eindruck, wer sich denn überhaupt für mein Geschrieben interessiert. Muchas gracias!


* 31. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 02.05.2011 *
Strecke: Lüdinghausen --> Münster (24km) / Gesamtstrecke: 422km
Dauer: 12:00 - 18:00 Uhr /
Google Maps 31. Etappe

 

Es gibt Schlimmeres, als an einem Montagmorgen von (den kleinen, nicht den großen) Kirchenglocken aus dem Schlaf geholt zu werden. Wenn man aus den kleinen Fenstern im Dachgeschoß auf den Kirchhof schaute, hatte das schon etwas von heimelig, ländlicher Dorfidylle.
Der Herr Pfarrer und ich hatte gestern abgesprochen, daß er das Frühstück vorbereitet und ich die Brötchen hole. 7:30 Uhr ist mittlerweile für einen Wandersmann, wie mich, relativ zeitig, aber ab 9:00 Uhr hatte Pfarrer Kleinewiese die ersten Besuche und Termine, da will man nicht gehetzt in den Tag starten. Auch hier wieder, wie am Vortag, sehr angenehme Gespräche und obendrein noch zwei gute Nachrichten: Erstens spendete mein herzlicher Gastgeber ein nettes Sümmchen für die Kinderhilfsprojekte und zweitens hat er mich an seinen Kollegen in Steinfurt weiterempfohlen. Da bin ich dann am 6. Mai zu Gast. Hervorragend!

Unterwegs meldete sich dann Fr. Wisniewski von Radio Kiepenkerl in Dülmen. Sie würden gerne ein Telefoninterview machen. Tolle Sache. Um 15:00 Uhr meldete sich dann, wie vereinbart, Moderator Philipp Böckmann und wir plauderten über die Tour. Ich hoffe mal, das hören auch ein paar mehr Leutchen. Sobald uns der Mitschnitt vorliegt, stellen wir ihn auf die Webseite.
Die heutige Tour war zwar wieder lang, lief aber problem- und ereignislos. Auch freute ich mich auf Münster und meine heutigen Gastgeber, Conny, Thomas, Laura und Lena. Alles liebe Freunde meines "unbeugsamen Galliers" Jörg. Was ich ab dem ersten Händeschütteln auch bestätigen kann.
In Münster werde ich bis 5. Mai bleiben und mal sehen, was in puncto Interviews noch zu machen ist.


* 32. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 03.05.2011 *
Strecke: Ruhetag Münster / Gesamtstrecke: 422km 

 

Nach Absprache mit Conny habe ich mich erst mal aus dem morgentlichen Familien-Trubel herausgehalten. Als dann die Damen zur Verrichtung ihres Tagwerkes Haus und Hof verlassen haben (Conny ist die gute Seele in der Verwaltung einer Klinik, Lena arbeitet unter Tage im Tunnelbau und Laura ist geheime Doppelagentin im örtlichen Mafia-Ableger "Trupa"), genossen Thomas ("Der mit dem Rauch tanzt"-Bezirksschornsteinfegermeister) und ich noch eine sehr gute Tasse Cappuccino aus seiner - einer Dampfturbine ähnelnden - italienischen Espressomaschine.
Newsletter, Tagebuch und einige Emails mußten noch geschrieben werden, dann war es an der Zeit, die örtliche Presse zu besuchen. In Münster kommt man dazu am besten mit dem Fahrrad vorwärts. Bei Herrn Schemann von den Westfälischen Nachrichten stieß ich auf offene Ohren und erhielt die Zusage, einen Bericht über die Deutschlandtour zu drucken. Mit Herrn Wessels von Antenne Münster kam ich leider nicht zum selben Ergebnis. Da gibt es so einen unbedeutenden Münsteraner, der NUR mal mit dem Fahrrad um die Welt fuhr. Pffff! Lächerlich. Die setzen hier komischen Prioritäten... ;-) Sonderlich viel Zeit war nicht mehr für ein entspanntes Sightseeing, da abends leckerer Spargel auf den Verzehr wartete, aber immerhin reichte es für einen Kurzabstecher zum Aasee (im Sommer ist da mit Sicherheit die Hölle los) und in die sehr schöne Innenstadt. Morgen werde ich das nochmal vertiefen.


* 33. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 04.05.2011 *
Strecke: Ruhetag Münster / Gesamtstrecke: 422km


So, liebe Freunde, heute muß ich Euch ein Geständnis machen. Wir sind ja unter uns, da ist das kein Problem. Ich schwärme. Ich bin verliebt! Wie sie gestern vor mir stand, mit ihren weichen runden Formen, wie frisch aus dem Ei geschlüpft. Leicht gebräunte Haut unter einem weiß-glänzenden Kleid, mit einem unvergleichlichen Duft, der meiner Nase schmeichelte. Und ein Augenaufschlag zum Niederknien, mit einem Funkeln, das mich in ihren Bann zog. WOW! Sie heißt Eleanor und ist eine Göttin. Gestern habe ich sie zuhause in Dülmen besucht. Mit ihrem Vater, Friedhelm Wiesmann, habe ich entspannt bei einem Kaffee geplaudert und auch über den Brautpreis verhandelt. Dummerweise ist er ein hartnäckiger Bursche, kann er ihren Wert gut einschätzen und verlangt viel.
Die Filmliebhaber unter Euch wurden jetzt spätestens bei der Namensnennung (Eleanor) stutzig. In "Nur noch 60 Sekunden" stiehlt Nicolas Cage mit seiner Crew innerhalb von drei Tagen 50 Luxusschlitten. Ein Auto schöner, als das andere. Alle hatten weibliche Spitznamen. Das letzte Auto - ein Shelby Mustang GT 500 - hatte er "Eleanor" getauft. Sie war das Prachtstück in der Sammlung.
Meine "Eleanor" ist ein Wiesmann Roadster MF5 in british racing green, mit hellbraunem Interieur.
Ich bin jetzt nicht direkt der große Autofreak. Keine Frage, es gibt schöne Exemplare, aber hauptsächlich bringt es mich von A nach B. Mit Ausnahme Wiesmann.
Ich bin gestern von Münster nach Dülmen mit dem Zug gefahren - mal nicht gelaufen - und habe die Wiesmann Manufaktur besucht (Fotos gibt's in den nächsten Tagen). Drei Wünsche hatte ich mit im Gepäck:
1) Das gutherzige, kostenfreie Überlassen eines MF5, weil ich ein netter Kerl bin.
2) Ein halbes Stündchen Kaffeeplauderei mit einem der beiden Firmengründer.
3) Ein Foto mit mir und "Eleanor"

 

 

Die Punkte 2) und 3) haben prima geklappt. Ein sehr netter, charismatischer Friedhelm Wiesmann hat sich viel Zeit genommen und meine Fragen beantwortet. Mich hat interessiert, wie sie die Firma gegründet haben, welche Schwierigkeiten zu bewältigen waren, wie sie trotzdem dabei blieben und ihren Traum realisieren konnten. Sehr bodenständig und freundlich hat er mir - obwohl ein offensichtlicher (Noch-) Nichtkäufer - einen schönen Eindruck vermittelt, wie man Ziele anpacken kann. Das hat wirklich Spaß gemacht.
Richtig übel nehme ich ihm nur, daß er sich bei Punkt 1) nicht entgegenkommender zeigte. Auf die Kleinigkeit von 120.000€ kommt es doch nun wirklich nicht an, oder?! ;-)
Nachmittags stand ein wenig Sightseeing in Münster und ein bißchen Fleißarbeit am Kopierer in der Uni auf dem Programm. Lena, der jüngste Sproß meiner Gastfamilie, feiert am 05.05. ihren 18. Geburtstag. In der Uni Münster gibt es ein Zeitungs- und Pressearchiv und ich wurde bzgl. des Geburtstagsexemplars der Westfälischen Nachrichten fündig. Hoffentlich hat sie so etwas noch nicht.
Der spätere Abend brachte dann, fast wie erwartet, keine Wunder. Schalke 04 hatte nicht wirklich eine Chance gegen ManU. Hätte der Herr Rangnick mal lieber bei uns angerufen. Gastgeber Thomas und ich wußten natürlich, wie sie es hätten besser machen können.


* 34. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 05.05.2011 *
Strecke: Münster --> Altenberge (24km) / Gesamtstrecke: 446km
Dauer: 13:00 - 18:45 Uhr /
Google Maps 34. Etappe

 

Wer erinnert sich noch an seinen/ihren 18. Geburtstag? Coole Sache, plötzlich volljährig zu sein und mit dem Auto durch die Gegend fahren zu können. Lena lief heute auch mit einem Dauergrinsen durch die Gegend, sammelte Geburtstagsgeschenke der Family ein (meine historische Geburtstagszeitung hatte sie glücklicherweise noch nicht) und freute sich auf ihren ersten Alleinflug im Familienauto zur Schule. Ok, auf etwas Unverständnis stieß die Tatsache, KEIN schnittiges Cabrio als Geburtstagsgeschenk vor dem Haus vorzufinden, aber man kann sich seine/ihre Eltern nunmal nicht aussuchen. ;-)

Heute hieß es Abschied nehmen von meinen lieben Münsteraner Gastgebern Conny, Thomas, Laura und Lena. Apropos Laura, die Kleene hat heute eine Abiprüfung zu schreiben, plagt sich aber seit Tagen mit einem Virus herum. Toi toi toi und gute Besserung.
Der Weg führte mich durch Münster nach Norden, bis nach Altenberge. Hier hat heute mein Freund und Kupferstecher Jörg seine gute Freundin und Studienkollegin Uta motiviert, einem Wandersmann Asyl zu gewähren. Die Strecke war mit 24km relativ lang, ließ sich aber gut laufen, zumal das Wetter wieder keine Wünsche offen ließ. Klingt nett - und langweilig. Aber heute hätte das Thema Deutschlandtour auch schlagartig sein Ende finden können, inklusive Rest des Lebens. Und das kam so: Ich hatte gerade ein kleines Highway-Video gedreht, um Euch zu zeigen, wo ich heute links am Horizont vor 600km gestartet bin und wo ich rechts heute Abend in 400km am Ziel ankomme. Während ich auf meinem Fußgänger- und Radfahrerstreifen das Galaxy Tab wieder verstaute, nahm ich aus den Augenwinkeln wahr, wie sich ein ausreichend großer LKW nicht vorbei, sondern direkt auf mich zu bewegte. Ziemlich erstarrt sah ich, als das Riesenteil auf mich zu rollte, wie der Fahrer irgendetwas auf dem Beifahrersitz suchte und alles andere, als die Fahrbahn im Auge hatte.
Um es kurz zu machen, ich lebe noch. Die Pfeife hat seinen Drift nach rechts noch rechtzeitig bemerkt und mit einem Schlenker seinen Wasweißichwieviel-Tonner wieder in die Spur gebracht. Alter Schwede!
Mit einem etwas flauen Gefühl in der Magengegend ging es weiter. Netterweise ab da auf Navi-Empfehlung durch einen Wald und an Wiesen vorbei. In Altenberge wurde ich sehr freundlich von Uta und ihrem Sohnemann empfangen. Nach leckeren Spagetti Bolonese ließen wir noch bei einem schmackhaften Rotwein plaudernd den Tag ausklingen. Ich war dann auch reichlich müde.


* 35. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 06.05.2011 *
Strecke: Altenberge --> Steinfurt (17km) / Gesamtstrecke: 463km
Dauer: 13:00 - 17:45 Uhr / 
Google Maps 35. Etappe


Heute gab es wieder ein schönes Beispiel, wie aus völlig unrealistischen Visionen Realität wird. Aber davon später.
Ich hatte auf meiner Matratze in Utas Wohnung gut und tief geschlafen und fühlte mich frisch und fit für die nächste Etappe. Die Nachbereitung der gestrigen Etappe dauerte etwas, deshalb kam ich noch in den Genuss von Utas Mittagessen.
Ich hatte dann die Wahl zwischen einem Fußgängerweg an einer Bundesstraße (größtenteils) entlang nach Steinfurt oder einer Route kreuz und quer durch die Pampa, aber ca. 4km länger. Mein heutiger Gastgeber, Herr Pfarrer Dördelmann, hatte ab 19:00 Uhr noch eine Wanderung mit Jugendlichen geplant, deshalb wollte ich pünktlich sein und entschied mich für die kürzere Variante. Sonderlich Spektakuläres passierte auf dieser Etappe nicht, mal abgesehen von einem angenehmen Telefonat mit einem langjährigen Freund aus Greifswald. Wir haben lange nichts voneinander gehört und ich freue mich auf meinen Besuch dort im Juli.
Steinfurt ist ein Städtchen mit überschaubarer Größe. Die Kirche und das Pfarrhaus waren leicht zu finden und ich traf den Herrn Pfarrer in Gesellschaft einer Multikulti-Gruppe an. Er hat z. Zt. zwei Gäste aus der Republik Moldau hier und er erzählte von etlichen Besuchen in diesem relativ jungen Land, das große wirtschaftliche Probleme hat. Er ist bei etlichen Hilfsprojekten involviert und man merkt ihm seine Verbundenheit zu dieser Region an. Dann waren noch Afrikaner und Jugendliche aus dem Irak da. Wie kamen ins Plaudern, ich erzählte ihm von meinem Buchprojekt und den spannenden Visions-Geschichten verschiedener Leute, die ich unterwegs kennenlerne. Herr Pfarrer Dördelmann erzählte mir, wie sie das fast 900 Jahre alte Kloster Kamp in Kamp-Lintford renovierten. Das muß derart heruntergekommen sein, daß im Prinzip alle die kleine Schar von Entschlossenen für verrückt erklärten. Dann fing es 2003 ganz langsam an. Man veranstaltete zuallererst einen "Tag des Klosters", öffnete die Ruine für Besucher und wartete, was passiert. An diesem Tag strömten 2.500 Besucher durch die maroden Räume und es war wie ein Silberstreif am Horizont, daß das Projekt vielleicht doch klappen könnte. Es folgten viele, viele Spendensammelaktionen, die fleißige Mitarbeit von anfangs ganz Wenigen, reichlich Niederlagen und Punkte, an denen es nicht mehr weiter ging, aber auch etliche kleine und größere Wunder. Es gab überreichlich Bedenkenträger, die hervorragend begründen konnten, warum eine Sanierung völliger Blödsinn ist.

Und das Ende vom Lied: Heute ist das Kloster ein absolutes Schmuckstück mit einer wunderbaren Gartenanlage, auf die alle stolz sind (http://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Kamp).
Wie viele von uns haben Ideen, Visionen, Wünsche, die sie gerne verwirklichen würden? Und wie wenige tun es? Was meint Ihr, wie oft ich unterwegs von Leuten, mit denen ich mich unterhalte, höre: Ja, so eine Wanderung möchte ich seit Jahren machen, aber die Kinder, das Geld, wir haben erst gebaut, keine Zeit, etc? Oder ganz andere, kleine Ideen, deren Realisierung gar nicht so abwegig klingt.
Das würde mich jetzt interessieren: Wer von Euch hat denn so eine kleine oder größere Idee und würde sie mir erzählen? Vielleicht können wir alle DIR (ohne Namensnennung) bei der Realisierung ein wenig helfen? Schreibt mir am besten eine Email an: ruediger@deutschland-tour-2011.de
Ich bin gespannt!


* 36. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 07.05.2011 *
Strecke: Steinfurt --> Rheine (20km) / Gesamtstrecke: 483km
Dauer: 13:00 - 18:15 Uhr /
Google Maps 36. Etappe

 

Auf dieser Etappe wurde eines wieder betätigt, was mir schon im ganzen Münsterland auffällt: Hier gibt man sich nicht mit einer Doppelhaushälfte zufrieden, hier braucht man Platz! Große Häuser mit einem halben Park drumherum sind hier keine Seltenheit.
Und noch eins: Entweder man hat Pferde oder Schafe. Oder beides (siehe Fotos). Pfarrer Dördelmann nahm sich noch richtig Zeit zum Frühstücken und plaudern. Wirklich ein angenehmer Gesprächspartner. Dann hatte ich noch Zeit, meine Sachen zu regeln, inklusive Tagebuch schreiben.

Das Laufen heute war etwas anstrengender, da es ziemlich warm war und wenig Schattenstrecken gab. Die wenigen Wege durch den Wald vermittelten dann so eine schöne Rübezahl-Atmosphäre. Hätte mich nicht gewundert, wenn der Waldschrat aus dem Riesengebirge mal eben vorbeigeschaut hätte.
Meine Zielstadt Rheine ist ein nettes Städtchen an der Ems, mit einem verwandelten Stadtkern, wo um 18:00 Uhr noch reichlich Betrieb herrschte. Da mein heutiger Gastgeber, Pfarrer Winzeler, erst um 18:30 Uhr daheim ankommen würde, testete ich noch eine der zahlreichen Eisdielen. Lecker!
Nette Begrüßung, Zimmer gezeigt, geduscht und in der Stadt einen Happen zum Abendessen gejagt (Herr Pfarrer hatte noch Abendtermine). That's it.


* 37. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 08.05.2011 *
Strecke: Rheine --> Emsbüren (21km) / Gesamtstrecke: 504km
Dauer: 11:00 - 16:30 Uhr /
Google Maps 37. Etappe

 

Die heutige Etappe war abwechslungsreich. Es ging über schmale, verschlungene Waldwege, ein alleeähnliches Stück den Ems-Wanderweg entlang bis nach Salzbergen, zweimal an Reh-Gehegen vorbei, auch ein wenig Kinderarbeit hab ich gesehen (Naja, so dramatisch war es nicht. Ein paddelnder Vater wollte mit seinem Sohn durch eine Schleuse und Sohnemann hat eine dafür vorgesehene Handkurbel bedient. Siehe Fotos).
Und ein Risiko bin ich wiedermal eingegangen. Mein Navi wollte mich 2km an einer Bundesstraße entlang schicken. An der Abbiegung ging aber eine nettes Weglein durch den Wald. Da bin ich dann mal langgelaufen und traf wenig später auf ein schönes Schild: "Privatweg! Nur für Wanderer" Saubere Sache. Da fühlte ich mich angesprochen. :-) Der Weg führte mich dann direkt nach Salzbergen. War also gut, mal nicht auf das Navi zu hören.
Insgesamt war die Etappe allerdings auch lang und ging bei der Wärme schon an die Substanz. Es wäre mir verständlicherweise lieber gewesen, schon eine Gastgeberzusage in der Tasche zu haben, aber dem war leider nicht so. In Emsbüren habe ich mich dann schnurstracks auf den Weg zum Pfarramt gemacht. Hat ja in letzter Zeit prima geklappt, mit der Gastfreundlichkeit der Herren Pastoren.
Ein Anruf vorher war leider erfolglos, weil nicht zu Hause. In der Kirche St. Andreas hat mir dann eine nette Eingebohrene Hoffnung gemacht: "Na klar, da hilft Ihnen der Herr Pfarrer ganz sicher. Fragen Sie doch mal im Haus St. Elisabeth nach." Also bin ich mit meinem Rucksack dorthin marschiert. Dort war er auch nicht, der Herr Pfarrer. Die Leute dort waren zwar nett, aber nicht sehr hilfreich beim Thema Übernachten in Emsbüren. Zwischendurch habe ich den Kaplan der Pfarrgemeinde erreicht und wähnte mich schon am Ziel. Zu früh gefreut. Der Herr war sehr kurz angebunden und nicht sehr gewillt, mich irgendwo unterzubringen.
Ok, irgendwann war ich's leid und steuerte das gegenüber liegende Hotel an. Um noch eine Parkbank zu suchen, war ich einfach zu müde. Duschen, Bratkartoffeln mit Rührei (lecker) im Bistro unten und dann war's das für heute.


* 38. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 09.05.2011 *
Strecke: Emsbüren --> Lingen (Ems) (19km) / Gesamtstrecke: 523km
Dauer: 14:00 - 19:00 Uhr / 
Google Maps 38. Etappe

 
- WE PROUDLY PRESENT: THE WANDERSMANN ON AIR (AND TV SCREEN!) -
Relativ früh klingelte das Telefon. Die EMS-VECHTE-WELLE wollte gerne ein Telefoninterview mit mir machen. Mit Moderator Mario Köhne war das locker-flockig schnell gelaufen und ich war gespannt, ob die Infos zur Tour, zu den Spenden und für die Gastgebersuche besser als bei den vorherigen Interviews bei den Zuhörern (und Nachlesern) ankommen. Sprich, wie sieht die Resonanz aus? Meldet sich der Millionär um die Ecke und wirft mal eben ein paar Tausender in den Spendentopf? Darf ich ab jetzt eine Sekretärin einstellen, um die zahlreichen Gastgeberangebote für die kommenden 98 Etappen zu koordinieren? Mal sehen...
Als ich quasi bereits wieder auf der Straße war, diesmal Richtung Lingen, rief mich ein Redakteur von EMS-TV an. Er wurde von einem meiner UG's ("Unbeugsame Gallier" / Danke, Jörg) über die aktuellen Etappen informiert und sie würden das Deutschlandtour-Projekt gerne mal "ins rechte Licht rücken". Wir vereinbarten einen Treffpunkt noch in meinem Startort Emsbüren um 13:00 Uhr, ansonsten wäre das ein Zufallsprodukt gewesen, sich im Wald 5 hinter der Pappel 8 nicht zu verfehlen. Ca. eine Stunde später war die Geschichte im Kasten. Eine etwas unwirkliche Atmosphäre entstand durch die Tatsache, daß plötzlich mit Drehbeginn der Ort wie ausgestorben war. Bestimmt für eine halbe Stunde ließen sich weder Autos noch Menschen blicken. Ich hab noch drauf gewartet, daß die Fensterläden krachend zugeklappt werden und solche Strohballen wie im Western quer über die Straße wehen. Hat aber Spaß gemacht. Mal sehen, ob's für den Oscar reicht. :-)

- FREUNDLICHE GEMEINDEHELFERINNEN -
Ich versuchte vormittags noch einmal den guten Pastor Burke zu erreichen, aber leider wieder ohne Erfolg. Stattdessen sah ich gegenüber auf dem Kirchplatz eine offene Tür, hinter der sich, wie man mir gestern sagte, ein Jugendzentrum befindet. Dort traf ich die sehr netten Gemeindereferentinnen Ingrid und Andrea. Nicht nur, daß ich mit reichlich Kaffee zum Schreiben des Tagebuchs ausgestattet wurde, sie versprachen mir auch, sich tatkräftig für eine Unterkunft in Lingen einzusetzen. Wir haben Telefonnummern ausgetauscht und ich habe ihnen mein Wanderkärtchen überreicht, damit sie mich auch schön leicht erreichen können.
Ich sag's wie's ist: Kein Anruf, keine Email, keine telefonische Erreichbarkeit zur Nachfrage. Mist!
Dafür gab es ein kleines Wunder im Zeichen des Goldenen M's. Und das kam so:

- GLORREICHE BEGEGNUNG MIT RONALD MCDONALD -
Es war heute auch eine längere Etappe mit Hitzegarantie. Je näher ich Lingen kam, umso mehr grummelte ich so in mich herein, warum sich denn niemand von der Pfarrgemeindefraktion meldet und warum das IMMER so zähflüssig laufen muss [klar, die GANZE Welt ist schlecht ;-)] und warum ich noch keinen Träger für den Rucksack gefunden habe und ÜBERHAUPT!!
Am Ortseingang lächelte mir dann das Goldene M entgegen und mein Magen führte mich zum Eingang. Bei Chicken McNuggets, Pommes und Lift überlegte ich gerade, wie meine Übernachtungsalternativen aussehen, als sich ein freundliches Gesicht über das Mäuerchen neben meinem Platz beugte und fragte, ob ich im Emsland unterwegs sei. Ich erzählte ihm (es stellte sich heraus, daß ich den Chef von det janze, Martin Heidrich, vor mir hatte) meine Geschichte und vergaß auch nicht zu erwähnen, daß ich für Lingen noch nach einer Übernachtungsmöglichkeit suche. Herr Heidrich sagte: Moment mal, ich mach mal eben ein paar Telefonate. 5min später kam er zurück und hatte das organisiert. Das Hotel zum Märchenwald in Lingen freue sich über mein Kommen. Und weil das ja noch nicht reicht, drückte er mir noch ein paar McDonalds-Verzehrgutscheine in die Hand. KLASSE!! Herzlichen Dank, Herr Heidrich!
Es war ein kurzer Weg zum Hotel, den ich verständlicherweise sehr beschwingt entlang schlenderte. An der Rezeption empfing mich der Besitzer, Herr Veltschoten, sehr freundlich und hieß mich willkommen.
Solche "Zufälle" sind natürlich das Salz in der Suppe. Bitte weiter so.


* 39. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 10.05.2011 *
Strecke: Lingen (Ems) --> Meppen (19km) / Gesamtstrecke: 542km
Dauer: 13:00 - 18:00 Uhr /
Google Maps 39. Etappe


- Mein Galaxy Tab, das Büro für unterwegs -

Ausgeschlafen und frisch geduscht, habe ich bei meinen freundlichen Gastgebern, Familie Veldscholten, im Hotel zum Märchenwald noch das üppige Frühstück genossen, um mich dann wieder an die Dokumentation der Tour zu machen. Das letzte Tagebuch und der Newsletter von letzter Woche waren noch zu schreiben. Erfahrungsgemäß sind da bei meinem kleinen Galaxy Tab ruckzuck ein, zwei Stunden verflogen, bis alles eingehackt, kontrollgelesen und versendet wurde (Christian, ein treuer Helfer im Hintergrund, überträgt dann alles auf die facebook- und die Webseite).

- tägliche Erfolgsgeschichten -
Beim Fotoshooting mit der Chefin vom ganzen, Frau Veldscholten, kamen wir noch angenehm ins Plaudern und sie erzählte mir, wie schon vielfach vorher erlebt, daß sie seit Jahren den traditionellen Jakobsweg im Hinterkopf hat und sehr begeistert ist, daß ich die Tour durchziehe. Als ich ihr von meinem Wiesmann-Interview berichtete, nickte sie nur kraftig "wissend" mit dem Kopf. Auch so ein großes Hotel entsteht nicht so nebenbei. Auch hier gab es viele, viele Schwierigkeiten, Herausforderungen und Bedenkenträger, mit gaaanz schlauen Ratschlägen. Letztendlich sind sie ihren Weg gegangen und haben ihren Lebensraum - ein eigenes Hotel - verwirklicht. Großartig, solche Persönlichkeiten kennenzulernen.

- Aufgelegt! -
Die resolute Frau Veldscholten nahm auch gleich das Telefon zur Hand, als ich erwähnte, daß mir noch ein Gastgeber für Meppen fehlt. Bei ihrem Bekannten im Parkhotel war leider kein Platz mehr frei, aber dieser hat dann noch zwei weitere Kollegen empfohlen. Was dann kam, hatte sie so auch noch nicht erlebt. Nach ihrer kurzen,konkreten Anfrage, um weitere Übernachtungs-Unterstützung, wurde sie sehr schmallippig angefertigt, eine Dame legte sogar nach zwei Sätzen auf. Ich stand daneben und habe es live miterlebt. Na super, dachte ich mir, das kann ja heiter werden in Meppen. Mit den allerbesten Wünschen von Frau Veldscholten machte ich mich wieder auf den Weg.

- Pressearbeit nicht vergessen -
Auf dem Lingener Marktplatz fiel mir ein Haus auf, auf dem schön groß "NDR" geschrieben stand. Na, da woll'n wir doch mal sehen...
Peter Kliemann, der langjährige Emsland-Korrespondent des NDR, empfing mich freundlich, er hatte sogar schon von mir gehört. Jörg, ein anderer treuer Helfer im Hintergrund, hatte dem NDR schon mal unser Presseexpose zugesendet. Die Kollegen in Osnabrück wollten Kontakt mit mir aufnehmen. Aber da ich schon mal da wäre, haben wir schnell ein Interview aufgenommen. Wann es gesendet wird, konnte er nicht sagen, aber da es nun fertig vorliegt, klappt das schon irgendwie.

- Die Boppard-Connection -
Und weiter ging es nach Meppen. Ich erinnerte mich an eine Email von gestern, in der sich mein geschätzter Gastgeber aus Boppard, Martin Strömann, meldete und sich nach meinem werten Befinden erkundigte. Er war kürzlich in Urlaub, steht nun sehr entspannt vor seiner Pensionierung und hat den Wanderer nicht vergessen. Recht so! Auf meinen Hinweis hin, noch keinen Gastgeber für Meppen zu haben, kam wieder einmal seine spontane Hilfsbereitschaft zum Tragen. Eine halbe Stunde später hatte er zwar bei seinen Vereinskollegen von der Arbeiterwohlfahrt keinen Erfolg (sie haben keine Unterbringungsmöglichkeit in Meppen), aber die örtliche JH als Gastgeber gewonnen. Super, Martin! Der Sheriff von Boppard hat das mal eben wieder geregelt. An dieser Stelle auch nochmal meinen herzlichsten Dank an all die Helfer, Unterstützer, Gastgeber und Spender auf den ersten 500km meiner Tour. Ihr füllt dieses Projekt mit Leben!!

- Happy End in Meppen-
In Meppen angekommen - der Weg war heute wieder lang, aber ansonsten nicht weiter erwähnenswert - empfing mich ein netter Herr Meyer an der Rezeption der JH. Pünktlich zum Abendessen war ich angekommen, was mir und meinem Magen durchaus gelegen kam. Zu guter Letzt bot mir Herr Meyer auch noch an, einen weiteren Ruhetag in Meppen zu verbringen. Klasse! Ich merke, das ist wiedermal nötig.


* 40. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 11.05.2011 *
Ruhetag in Meppen / Gesamtstrecke: 542km

 

- Am siebenten Tage sollst Du ruhen. Oder so -

Er war in der Tat nötig, der Ruhetag. Aus zweifacher Hinsicht. Erstens merkte ich früh, daß meine Beine etwas Ruhe brauchten und zweitens hätte sonst eine sehr interessante Begegnung nicht stattgefunden. Aber davon später.
Kurz nach dem Frühstück traf ich meinen Gastgeber, Thorsten Meyer, wieder. Ich habe ihn kurz auf den aktuellen Stand gebracht und er hat gleich mal einen Pressetermin für morgen früh vor der Abreise vereinbart. Guter Mann!

- Und wieder eine "Zufallsbegegnung -
Nach dem Tagebuchschreiben, Emails beantworten und ein paar Telefonaten stand am Nachmittag ein Termin mit Christian Hüser auf dem Programm. Christian wer?? Ja, das was wieder so eine spannende "Zufallsbegegnung". Christian ist ein sehr erfolgreicher Kinderliedermacher aus Meppen, der erst einen Zeitungsartikel über mich gelesen hat und dann auch noch den Ems TV-Bericht vom 10.05.2011 (Hier der Link: http://www.emstv.de/beitrag/nachrichten/fuer-ein-kinderlachen-zu-fuss-durch-deutschland). Er hat nicht lange überlegt und mir gleich eine Übernachtungsmöglichkeit in Meppen angeboten. Da das ja glücklicherweise schon geregelt war, vereinbarten wir auf alle Fälle ein Kennenlernen bei einem Käffchen. Und das war klasse. Sehr viel Gleichklang, eine sehr interessante Vita mit etlichen Höhen und Tiefen, ein wirklich warmherziger, positiver Mensch, der mittlerweile das tut, was seinen Talenten entspricht. Ein wirklich interessanter Austausch. Wir haben da noch ein paar Ideen. Laßt Euch mal überraschen. ;-)

- Aufruf zur Mithilfe -
So, jetzt nochmal etwas anderes. Ihr erinnert Euch sicher, daß ich Euch gebeten habe, mir mal Eure Ideen, Visionen oder Wünsche, die ja SOWIESO nicht zu realisieren sind, schreiben sollt. Jetzt hat mir dazu eine Deutschlandtour-Freundin geschrieben. Sie ist eigentlich als kaufmännische Angestellte weit weg von ihrer Traumvorstellung. Deshalb hängt sie das Thema sonst auch nicht an die "große Glocke". Im Grunde aber würde sie nichts lieber tun, als in einem Zoo mit Tieren zu arbeiten. Oder zumindest dort in der Verwaltung. DAS IST IHR TRAUM! Aber das ist ja nicht realistisch, weil... und weil... und außerdem...
AUFRUF: Wer kann in Deutschland eine solche Tätigkeit vermitteln? Wer kennt jemanden in einer verantwortlichen Position in einem Zoo oder Tierpark? Wer hat zielführende Tipps? Laßt uns da mal ein "kleines Wunder" vollbringen. Ich zähl' auf Euch!


* 41. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 12.05.2011 *
Strecke: Meppen --> Lathen (22km) / Gesamtstrecke: 564km
Dauer: 12:00 - 18:00 Uhr /
Google Maps 41. Etappe

 

- Pressetermin am Morgen -
Eh ich's vergesse, früh war ja noch die Meppener Tagespost bei mir in der Jugendherberge. Wir machten ein schönes, langes Interview, das am Samstag erscheinen soll. Christian Hüser - der Kinderliedermacher - war auch da und stellte überrascht fest, daß er und Thorsten Meyer - mein Gastgeber in der JH - sich noch nie getroffen haben, obwohl sie nicht weit voreinander entfernt wohnen. Sie haben gleich eine gemeinsame Aktion vereinbart. Über solche Querverbindungen durch meine Deutschlandtour kann ich mich richtig freuen.

- Gestatten: Top-Terrorist -
Ok, jetzt bin ich abgestempelt. Ihr habt es mit einem Top-Terroristen zutun. Ich bin quasi auf der Flucht. Big Brother is watching me. Und das kam so:
Als ich heute von Meppen aufbrach, um das fröhliche Dörfchen Lathen zu erreichen, informierte mich mein tolles Navi, daß ich 22km unterwegs sein werde, aber hauptsächlich schön durch den Wald. Und relativ geradlinig nach Norden. Na, dann mal los...
Nach 3km näherte ich mich Gebäuden, die dort laut Navi eigentlich nicht vorgesehen waren. Von weitem sah man schon die bundesdeutsche Flagge wehen. Ok, wenn gerade die Fußball-WM gewesen wäre... Aber die ist ja vorbei.

Je näher ich kam, umso abgeriegelter sah das Gebiet aus und vor mir tauchte dann eine Schranke auf. Oh, nööö! Ich wollte nicht wieder den ganzen Weg zurücklaufen. Da stand zwar ein großes Schild mit einer Angabe, um was sich bei diesem Areal handelte, aber wer liest schon Schilder?!
Eine Seitenstraße führte rechts vorbei. Wäre doch gelacht. Nach 300m stand ich vor dem nächsten Tor, diesmal aber offen. Da wiederum las ich den relativ deutlichen Hinweis "Durchgang nicht gestattet. Von der Schußwaffe wird Gebrauch gemacht". Ok. Und warum fahren da lustig völlig normale Autos rein und raus, ohne von irgendeinem nicht vorhandenen Kontrollposten behelligt zu werden? Meine vom Navi empfohlene Route ging da geradeaus durch. Also bin ich - nach kurzem Überlegen - auch mal eben durchmarschiert. Was soll schon passieren?
Ich kam keine 20m weit, da dröhnte hinter mir eine humorlose Stimme aus dem Lautsprecher: "Sie, mit dem Rucksack, sofort stehen bleiben. Ein Kollege kommt gleich!" Was ich natürlich nicht tat, sondern ich rannte geradewegs auf die Waffenkammer zu...
Scherz beiseite, ich bin ja nicht bekloppt. Natürlich blieb ich stehen und wartete auf einen zweimeterfünfzig großen Türsteher-Schrank, der mich durch seine Ray Ban-Sonnenbrille taxieren und humorfrei über meine Rechte aufklären wird. Gekommen ist - in weniger als einer Minute - dann eher sein kleiner Bruder, der aber auch auf "dicke Hose" machte. Wo ich denn hin wolle und was ich hier zu suchen hätte, fragte er mich ernst. Ich erklärte ihm von meinem Vorhaben, wir schwatzten ein wenig und seine Gesichtszüge entspannten sich. Ich fragte ihn dann, ob er mich denn mal eben mit seinem schicken alten Golf bis zum Ende des Geländes fahren könne, da ich genau in diese Richtung weiter laufen mußte. Hätte er gemacht, aber sein Dienststellenchef war da anderer Meinung.
Servicewüste Deutschland! Apropos, wo war ich hier eigentlich? Mein neuer Kumpel klärte mich darüber auf, daß ich in die "WTD 91" eingedrungen bin, in die "Wehrtechnische Dienststelle für Waffen und Munition" (laut Wikipedia: "...Dienststellen der Bundeswehr, die Wehrmaterial, das neu in die Bundeswehr eingeführt werden soll, erproben und testen..."). Und auf so etwas reagiert man hier naturgemäß etwas verschnupft. :-) Ich ging also beutelos und in dem sicheren Glauben, daß von nun an mein Foto neben den Al-Qaida-Jungs hängt, wieder den Weg zurück und suchte mir eine alternative Route. Eigentlich wollte ich diese charmante Episode mit einigen Fotos festhalten, ließ es dann aber lieber sein. Das hätten die Matrix-Agenten in ihrer Kommandozentrale sicher nicht witzig gefunden.

- Gestatten: Rotkäppchen -
Mein weiterer Weg führte mich an der B70 entlang. Das ist nicht sehr spektakulär, aber man kann sich nicht verlaufen. Blöd nur, daß es zu regnen anfing. Ich will nicht maulen, bisher war ich ja sehr vom Wetter verwöhnt. Also Regencape raus und übergeworfen. Das ist nicht ganz einfach, weil ich das rote "Hauszelt" ja auch über den Rucksack bugsieren muß. Für eine gute B-Note reichte es wohl nicht, aber mein Weg - jetzt als "Rotkäppchen" - ging zumindest trocken weiter.

- Gestatten: Obdachloser -
In Lathen machte ich mich dann schnurstracks auf den Weg zum örtlichen Pfarrer. Ein Plätzchen zum Schlafen war ja noch nicht gefunden und bisher war das zumeist eine gute Strategie. Ich klingelte bei Pastor Ortmann, es dauerte ein wenig, die Tür ging auf und der Herr Pastor streckte mir wortlos 3€ entgegen.
Sah ich schon so heruntergekommen aus? Na, danke! :-) Ich erklärte dem Kirchenmann schnell, warum ich wirklich klingelte hatte. Er überlegte kurz und sagte: "Gartenstr. 1". Er telefoniert kurz mit der Küsterin, ließ mich aber zur Sicherheit mal draußen vor der Tür warten. Man weiß ja nie... :-) Dann war alles geritzt und ich wurde bei der guten Seele der Gemeinde untergebracht. Bei Hanny Hopster kann man nicht verhungern. Unmöglich! Eine herzensgute Frau. Später kam dann noch der Nachbar, Hannes Klapprott, auf ein Bierchen vorbei. Der war früher Lehrer und naturgemäß sehr interessiert an Geschichte, an den schönen Ecken in Deutschland und auch an meinem kleinen Projekt. Viel zu erzählen hatte der Gute. 1970 war er z. B. auf einer Weltreise, weil er damals "5 Richtige mit Zusatzzahl" hatte. Da war er auch in Papua-Neuguinea. Und in der Südsee. Und mit seinen Schülern war er auch in allen Ecken Deutschlands unterwegs. Ein lebensfroher, spannender Mensch.


* 42. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 13.05.2011 *
Strecke: Lathen --> Dörpen (16km) / Gesamtstrecke: 580km
Dauer: 13:00 - 17:00 Uhr /
Google Maps 42. Etappe

 

- Ruhige Wanderung, mit gutem Start -
Nach der ereignisreichen letzten Etappe, ging es heute geruhsamer zu. Die wunderbar fürsorgliche Hanny Hopster wartete schon mit einem reichhaltigen Frühstück, inkl. Rührei mit Schinken, auf mich. Wie schon gestern erwähnt, verhungern "is nich", in diesem Hause. Ich hatte dann noch Zeit, das Tagebuch, ein paar Mails, Übernachtungsanfragen, etc. zu erledigen.
Dann ging es auch schon wieder nach Dörpen weiter. Eine nette Sache war zum Abschied, daß der gute Herr Klapprott (mein Weiterempfehler für die heutige Unterkunft in Dörpen), nebst Familie, gerade sein Haus gegenüber verließ. So konnten wir uns auch noch verabschieden und ein schönes Foto schießen. So dolle sah das Wetter nicht aus, es blieb aber trocken bis Dörpen. Das Wandern durch das Emsland ist zwar nicht so abwechslungsreich, wie z. B. auf meinen Rheinsteig-Etappen, dafür läuft es sich leicht.

Zur vereinbarten Zeit klingelte ich bei Familie Speller an der Tür. Schon das erste Willkommenheißen war wieder sehr herzlich. Wobei es in der Regel ein großer Unterschied ist, ob ich weiterempfohlen werde oder selbst irgendwo anrufe, jemanden anspreche oder an der Haustürklingel. Fast jede(r) sagt mir, wenn ich da mal nachfrage: "Man weiß ja nicht, ob das alles stimmt. Man hört ja von so vielen Betrügereien"
Na, jedenfalls wurde ich von Herrn und Frau Speller sehr freundlich begrüßt und gleich mal in den Keller verfrachtet. Duschen, umziehen und dann wartete das Abendessen. Wir saßen später noch lange in ihrem gemütlichen überdachten Vorgarten und plauderten. Ich erzählte von meinen bisherigen Erlebnissen, z. B. von Manne, dem trinkfesten und nachtaktiven Starfriseur in Linz oder von der lustigen "Funzeltour" in Boppard, zeigte Fotos und bekam gute Ratschläge für weitere Tour. Schöner Tagesabschluß.


* 43. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 14.05.2011 *
Strecke: Dörpen --> Papenburg (17km) / Gesamtstrecke: 597km
Dauer: 13:00 - 17:30 Uhr /
Google Maps 43. Etappe

 

- Transrapid gucken -
Da Samstag war hatten die Spellers etwas Zeit und schlugen vor, mir mal ein wenig die Gegend und die ganz in der Nähe gebaute Transrapid-Strecke zu zeigen. Mit unglaublichen 500 km/h sind die Züge hier entlang gerast. Seit dem schweren Unfall 2006 ist allerdings nicht mehr viel gemacht worden. Auch findet auf den Teststrecke kein Personenverkehr mehr statt. Aber imposant ist das schon.

- On the road again -
Nachdem ich dann auch noch die Windmühle in Wippingen besichtigt habe, war ich zufrieden und begab mich wieder auf die Wanderschaft.
Auch diese Etappe war bar jeder Spannung, wenn man mal davon absieht, daß sich vorher kein Quartier in Papenburg organisieren ließ. Ich schrieb also unterwegs einige sms, um während des Wanderns schon etwas klar zu machen. Der entscheidende Tipp kam von Christian Hüser, der an diesem Tag in Papenburg eine Fortbildung leitete und mal bei seinen Teilnehmern nachfrage. Ein "cooler" Pfarrer Weusthof wurde mir da empfohlen und da ging ich dann auch schnurstracks hin. Er war leider nicht da, wohl aber Frau Thier, die gute Seele des Pfarrbüros. Sie ließ sich nicht lange bitten und brachte mich in Gemeinderäumlichkeiten unter. Prima.

- Überraschender Besuch -
Abends bekam ich dann noch spontanen, überraschenden Besuch. Sabine aus Meppen hat sich aufgrund eines großen Zeitungsberichtes in der Meppener Tagespost (wird noch online gestellt) gemeldet und mir alles Gute für die weitere Tour gewünscht. Es folgte eine nette Plauderei via sms und die Verabredung, in Papenburg später noch etwas trinken zu gehen. Was wir dann auch gemacht haben. War ein sehr angenehmer Abend.


* 44. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 15.05.2011 *
Strecke: Papenburg --> Leer (Emden) (31km, ohne Bahnfahrt) / Gesamtstrecke: 628km
Dauer: 12:00 - 20:30 Uhr /
Google Maps 44. Etappe

 

- Start Papenburg, Sonne, die Frisur sitzt -

Nachdem ich meine Unterkunft entschlossenen Schrittes wieder verlassen hatte, mußte ich noch die Schlüssel im Pfarramt abgeben. Kurz vorher bemerkte ich aus den Augenwinkeln, daß der Bäcker in der Nebenstraße am Sonntag morgen noch offen war. Wunderbar, es reichte noch für einen Kaffee + gedeckten Apfelkuchen, bevor er Feierabend machte.
Frau Thier, die Hauswirtin von Pfarrer Weusthof, nahm ihn entgegen und wir plauderten noch etwas. Leider war Herr Pfarrer schon wieder unterwegs. Ich hätte den fidelen Holländer gerne mal kennengelernt. Also, auf ging's zu einer langen Etappe. In der Papenburger Innenstadt gab es noch eine nette Begegnungen mit Johann, einem Zimmermannsgesellen auf der Walz. Er ist auch schon seit einem Monat im Bundesgebiet unterwegs, nutzt neben den Schuhen aber auch die anderen Verkehrsmittel.

- Wetterkapriolen in Ostfriesland -
Mein Navi favorisierte einen etwas direkteren Weg Richtung Leer, aber ich glaubte, es mal wieder besser zu wissen. Wobei das hauptsächlich daran lag, daß ich noch bei der berühmten Meyer Werft in Papenburg vorbeigehen wollte. Da wurden und werden die ganz großen Kreuzfahrtschiffe gebaut (es seien nur die AIDA Clubschiffe als Beispiel genannt). Leider bin ich nicht ganz Nähe hingekommen, ich konnte nur aus der Entfernung ein Foto machen. Außerdem hat man mir gesagt, daß im Moment kein Schiff im Dock liegt. Na ja, es war ein Versuch wert. Kurz nach Papenburg fing Petrus - der Wettermacher - an, mich zu ärgern. Alle fünf Minuten wechselte das Wetter und das meine ich wörtlich. Mal war der Himmel klar und die Sonne schien strahlend, so daß ich mir sicher war, zu warm angezogen zu sein. Und fünf min später war er grau und wolkenverhangen und es regnete. Zudem blies mir die ganze Zeit über ein ordentlicher Wind ins Gesicht. Glücklicherweise regnete es nie länger, als eine Minute (hab ich so auch noch nicht erlebt), also konnte mein Regencape im Rucksack bleiben. NOCH...

Ziemlich genau nach 15km lag passend neben dem Deich ein Wirtshaus, das zum verspäteten Mittagessen einlud. Bei einem leckeren Bauernfrühstück beantwortete ich die Frage der Wirtin, wo ich denn diesen Rucksack hinbringen wolle, wahrheitsgemäß. Ich muß mir wirklich angewöhnen, kurz nach meiner Antwort ein Foto des Fragesteller zu machen. Das sind in der Regel lustige Gesichtsausdrücke: Wie zu Fuß durch Deutschland?? :-)

- Planänderung -
Kurz nachdem ich wieder los marschiert bin, nahm mit dem Wind auch der Regen zu. Es war mit Abstand das mieseste Wetter, seit meinem Start in Frankfurt und ich hatte noch über 10km vor mir. Unnötig zu erwähnen, daß ein warmes Bett in einem trockenen Raum auch noch nicht in Aussicht stand. Der Zufall hat ja bisher Erstaunliches hervorbrachte, deshalb habe ich einige Leutchen unterwegs gefragt, ob sie denn nicht jemanden in Leer kennen. Richtig nett war das kurze Gespräch mit Bettina Lüttgens, einer Landwirtin. Sie war gleich bereit, mal bei einer Freundin in Leer anzurufen und wirklich, ca. eine Stunde später klingelte das Telefon. Leider mit schlechten Nachrichten, die Freundin war nicht da. Aber allein das Kümmern fand ich super.
In meinem Kopf reifte ein Plan B. Die morgige Etappe geht von Leer nach Emden. Dort werde ich bis Mittwoch bleiben, da die Unterkunft durch Freund Jörg gesichert ist. Bevor ich also im wahrsten Sinne des Wortes "im Regen stehe", könnte ich auch den Zug von Leer nach Emden (25km) nehmen und wäre untergebracht.

- Sch... Wetter -
Gesagt, getan. Der Haken war nur, daß Sonntags die Züge ziemlich unregelmäßig fuhren und ich mich ziemlich beeilen mußte, um den passenden zu erreichen. Der Regen wurde stärker, die Beine und Schultern taten mittlerweile weh und ich war genervt.
Aber es hat geklappt. Es reichte sogar noch für ein "kühles Blondes", bevor der Zug kam. In Emden waren dann nochmal zwei km zu laufen, bis ich endlich im Trockenen war und mal so richtig müde ins Bett fiel. Hallelujah!


* 45. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 16.05.2011 *
Ruhetag in Emden / Gesamtstrecke: 628km

 

- Ausgeschlafen -
Erst am Morgen merkte ich so richtig, wie schlauchend der gestrige Tag war. Es dauerte seine Zeit, bis ich in die Gänge kam. 30 Kilometer sind eigentlich zu lang. Aber es läßt sich eben nicht immer vermeiden.

- Stadtrundgang -
Zum verspäteten Frühstück empfahl sich ein Gang in die City, wobei sich - trotz des immer noch anhaltenden Regens - mein gestriger Eindruck bestätigte, daß es sich hier um ein Schmuckstückchen handelt. Am Delft kam ich an zwei Museumsschiffen - ein Seenotkreutzer und ein Feuerschiff - vorbei. Dieses Bild und der Blick links auf den Emdener Binnenhafen ließen mich wieder schmunzelnd erkennen, ich bin doch tatsächlich mit Gottes Hilfe und viel Glück an den Füßen bis in den hohen Norden gelaufen. Sapperlot!
Ein weiteres markantes "Wahrzeichen" ist am Alten Markt zu finden, "Dat Otto Huus". Da kann man alles Erdenkliche über Herrn Waalkes und die Ottifanten erfahren, bzw. käuflich erwerben. Ich hab es bei zwei Fotos bewenden lassen. Für eine ausgedehntere Sightseeingtour durch die verwinkelten Gassen und an den zahlreichen Kanälen vorbei, war leider das Wetter zu mies. Da ich bis Mittwoch hier bleibe, hoffe ich für morgen auf Besserung. Wir werden sehen.

- Presse -
Zwei Zeitungen haben mich bzgl. eines Artikels angerufen, die Emder Zeitung und die Wilhelmshavener Zeitung. Ich hoffe, daraus ergibt sich irgendwann ein Automatismus, der den Aufwand der Gastgebersuche verringert. Ich hätte dann mehr Zeit, für die Spendenentwicklung zu tun. Außerdem gibt es noch etliche weitere gute Ideen für die Tour. Mal sehen. Für den Abend war dann "Beine hochlegen" angesagt. Ahoi!


* 46. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 17.05.2011 *
Ruhetag in Emden / Gesamtstrecke: 628km 

 

- Viel Betrieb am Ruhetag -
Ursprünglich hatte ich ja vor, am 2. Tag in Emden die Strecke nach Leer nochmal abzulaufen. Vorgestern hatte ich sie ja aus wettertechnischen Gründen mit dem Zug zurückgelegt. Das klappte aber nicht, weil sich netterweise so viele Leutchen bei mir gemeldet haben. Zudem galt es auch wieder, Gastgeber für einige Etappen im Voraus zu finden. Da ist So ein Tag ruckzuck vorüber. Witzige Emails kamen da reingeschneit. Z. B. fand eine Papenburgerin die Idee und die Durchführung der Deutschlandtour toll und förderungswürdig, deshalb bot sie mir neben einer Übernachtungsmöglichkeit und einer warmen Mahlzeit auch ihre berufliche Dienstleistung an. Sie ist Physiotherapeutin und hatte die völlig richtige Vermutung, daß meinen Muskeln mal eine Massage gut täte. JAWOHL! Nur leider liegt Papenburg schon wieder drei Tage hinter mir. Mist! Mal schaun, vielleicht ergibt sich so eine Möglichkeit ja nochmal...
Zum Thema „Arbeiten im Zoo“ – Ihr erinnert Euch (siehe Tagebuch 11.05.2011)? Eine Leserin der Deutschlandtour-Tagebücher schrieb mir ja, daß ihr Traum, ihre Vision eine Arbeit in einem Zoo oder Tierpark (in Deutschland) wäre, aber da sind ja nur ganz wenige Jobs vorhanden und ihr fehlt eigentlich die Ausbildung, aber aber aber… Ich habe bei Euch mal um Unterstützung gebeten. Wäre doch super, wenn wir hier alle ein wenig beim „Träumeverwirklichen“ helfen könnten, oder?! Es kamen einige nette Anregungen bzgl. Ausbildung, Bewerbung, etc. per Email bei mir an. Waren aber noch nicht die Knallervorschläge dabei. Also auf, Leute, zusammen kriegen wir das doch hin. Wer kennt denn jemanden in einem Zoo oder Tierpark? Vielleicht in verantwortlicher Position? Ist jemand im Nebenjob Robbe und lebt in einem Zoo? ;–) Wie kriegen
wir die Frau in ihren Traumjob? Dann können wir uns um die nächsten „Träume“ kümmern. Es kamen nämlich noch mehr „Hach, eigentlich würde, hätte, wäre ich gerne…“–Erzählungen per Email (info@deutschand-tour-2011.de) reingeflattert.


* 47. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 18.05.2011 *
Strecke: Emden --> Aurich (24km) / Gesamtstrecke: 652km
Dauer: 5,5h /
Google Maps 47. Etappe

 

- Genug geruht, die Nordsee ruft -
Bevor ich mich wieder erholt und frohen Mutes auf den Weg machen konnte, kam noch eine Anfrage des Friesischen Rundfunks rein, für ein Fernsehinterview. Um 11:00 Uhr stand dann der lockere, sympatische Reporter Kai Schneider vor der Tür und wir gingen es an (wird vermutlich am 19.05.2011 gesendet; sie auch http://www.friesischer-rundfunk.de/). Das hat schon manchmal Slapstick-Charakter, wenn der Kameramann auf der Straße liegt und den zum achten Mal vorbeilaufenden Wanderer mit einem "Genau so!" zu schaupielerischen Höchstleistungen treiben möchte. Ich bin mir nicht sicher, ob das oscarverdächtig war... :-)
Dann ging es wieder auf die Straße, diesmal Richtung Norden, nach Aurich. Die Gegend ist zwar nicht so abwechslungsreich, wie beispielsweise der Rheinsteig Anfang April. Mein Wandernavi leistete aber insofern gute Arbeit, indem es mich schön an den zahlreichen Kanälen (siehe Fotos) entlang führte.

- Der schiefe Turm von Suurhusen -
Ein kleines Highlight war die in Deutschland weltberühmte Metropole Suurhusen. Da gibt es nämlich einen Kirchturm, der so derartig schräg steht, daß er eigentlich umfallen müßte (Fotos folgen). Laut Wikipedia hat der Turm "...bei einer Höhe von 27,37 Metern am Dachfirst einen Überhang von 2,47 Metern, was einer Neigung von 5,19 Grad entspricht". Sieht schon spannend aus.
Kurz vorher passierte wieder so ein lustiger Zufall. Als ich zwischen den weitläufigen Rinderweiden entlangwanderte, hielt ein Auto neben mir. Zwei Mädels fragten nach dem Weg nach Suurhusen, um sich besagten Turm anzusehen. Ich erklärte Ihnen meine völlig fehlende Ortskenntnis und was ich hier so mache. Auf meinem kleinen Galaxy Tab gibt es ja die Möglichkeit, schnell mal bei Google Maps nachzuschauen und dann war auch der Weg zum Türmchen flott erklärt. Wir kamen ins Plaudern und es stellte sich heraus, daß die eine junge Dame aus meiner alten Heimat Würzburg kam und sie die andere Maid gerade besucht. Jene wohnt - wat een Zufall - in Dornum. Das ist lustigerweise meine nächste Station und da fehlt mir noch ein Gastgeber. Sie wollte die Übernachtungsmöglichkeit abklären. Bin mal gespannt, ob das versprochene Gastgeberangebot rechtzeitig bei mir eintrifft.
In Aurich angekommen, wurde ich freundlicherweise von meiner Gastgeberin Christiane aufgesammelt, da sie in einem Vorort wohnt und mir die Lauferei fur heute reichte. Sie hatte abends noch liebe Freunde zu Besuch, die im Norden mit den Fahrrädern unterwegs waren. Alle hatten Geschichten zu Besten zu geben und schwubs war es 23:00 Uhr. Zeit zum Schlafen. In solchen Häusern zu Gast zu sein, ist wunderbar.


* 48. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 19.05.2011 *
Strecke: Aurich --> Dornum (25km) / Gesamtstrecke: 677km
Dauer: 11:30 - 18:00 Uhr /
Google Maps 48. Etappe

 

- Klasse, ich bin am Wasser! Oder doch nicht...? - Heute waren sie fällig, die letzten Meter bis zur Nordsee. Aber man muß das etwas inszenieren. Kurz vor dem Meer sieht man in Dornumersiel noch kein Meer. Nur den Deich sieht man. Und ein nettes kleines gutbürgerliches Restaurant. Weil Kohldampf vorhanden war, hielt ich die Spannung noch etwas oben und testete das örtliche Bauernfrühstück (Bratkartoffel mit Schinkenwürfeln und Ei, falls nicht bekannt). Konnte man essen.
Ich hatte vorher in einer Tabakwarenhandlung in Aurich schmackhaftes Rauchwerk käuflich erworben. Und zwar eine Zigarre aus der Dominikanischen Republik. Churchill-Format. Ein ordentliches "So Nordsee, ich bin da"-Teil. Und die habe ich dann auf einer Bank vorm Wasser... Ja, von wegen Wasser. Es war gerade Ebbe:


 

- Zwischenzeit: DANKE -
Aber meiner Laune tat das nicht wirklich einen Abbruch. Ich bin doch tatsächlich von Frankfurt bis an die Nordsee marschiert! Ein großes Dankbarkeitsgefühl machte sich in mir breit. Auf dem Weg bis hierher hätte so viel schief laufen können. Wenn sich die einoderanderen noch an das Tagebuch von der 2. Etappe erinnern, da wollte ich fast aufgeben. Oder bis zur 10. Etappe war ich mir nicht sicher, ob meine Beine die tägliche Lauferei mitmachen. Es war und ist pures Glück, daß mein Equipment so hervorragend funktioniert. Wenn ich mir überlege, daß ich nach über 600km zu Fuß noch keine Blase hatte, obwohl ich meine Schuhe aus zeitlichen Gründen gar nicht einlaufen konnte...
Oder die rein theoretische Annahme, ich würde für jede Etappe einen Gastgeber finden, der mir Asyl gewährt. Das hätte auch sowas von in die Hose gehen können.
Tat es nicht, wie sich auch viele andere Dinge wunderbar gefügt haben. Und da sind viele von Euch mitverantwortlich. Ohne Eure Unterstützung hätte es mau ausgesehen. GRACIAS!!

- Praktikantenworkshop -
Wie ging es eigentlich heute früh los? Nach einem entspannten Plauderfrühstück mit meiner Auricher Gastgeberin Christiane, hatte ich in der Stadt einen Termin mit Ana, einer Praktikantin, die mich für eine Auricher Zeitung interviewen sollte. Hat Spaß gemacht. Und Ana, vergiß nicht, Deine beiden Herzenswünsche am Leben zu halten. ;-)

- Die Sparkasse, Mein Freund und Helfer-

Beim Geldabheben in der örtlichen Sparkasse am Marktplatz, kam mir wieder in den Sinn, daß ich noch keine Bleibe für diese (Dornum) und für die kommende Nacht (Esens) hatte. Es konnte ja nicht schaden, mal herumzufragen. Eine sehr nette Mitarbeiterin hörte sich meine Geschichte an und versprach, bei ihren Dornumer Kollegen Rücksprache zu halten. Naja, wer's glaubt...
Doch tatsächlich klingelte wenig später das Telefon und das Tourismuszentrum in Dornum war dran. Sie wären von der dortigen Sparkasse angerufen worden und hätten einen Gastgeber für mich. Yeah!
Wie ist das noch, wenn einem der kleine Finger gereicht wird...? Also habe ich mich gleich mal erkundigt, ob Esens auch in deren Zustandigkeitsgebiet fällt. Tat es nicht, aber die nette Frau Kruse hat mein Anliegen an die Kollegen dort weitergeleitet. Und auch aus Esens hatte eine Mitarbeiterin (Frau Born) gute Nachrichten für mich. Hervorragend. Das wäre erledigt, also zurück auf die Straße, diesmal Richtung Dornum. Es war heute wieder eine ausreichend lange Etappe, die unspektakulär an grünen Wiesen, ziemlich vielen relativ unintelligent schauenden Rindviechern und zahllosen Windkrafträdern entlang ging. Aber egal, ich freute mich auf die Nordsee. Da läuft es sich leichter.


* 49. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 20.05.2011 *
Strecke: Dornum --> Esens (12km) / Gesamtstrecke: 689km
Dauer: 13:00 - 16:00 Uhr /
Google Maps 49. Etappe

 

- Ein Stück Dortmund an der Nordsee -
Wie so oft schon, hat es wunderbar gepaßt, welche Gastgeber für mich ausgewählt wurden. Diesmal war ich ja in der Pension Schienfatt in Dornum untergebracht. Morgens beim Frühstück lernte ich Herrn und Frau Schönberger, die Besitzer der Pension, etwas besser kennen. Sie kommen eigentlich aus dem Ruhrgebiet und sind nach zig Urlauben hier oben hängen geblieben. Herr Schönberger erzählte mir von einer Fahrradtour vor Jahren von Dortmund bis nach Oberbayern, in deren Verlauf er ähnliche Erfahrungen machte, wie ich. Beide waren sehr interessiert, an meinen Erlebnissen und so war es ein munterer Austausch, bevor es wieder "back to the roads" ging.

- Frau Hein vom Ostfriesischen Kurier -
Mit der rasenden Reporterin vom Ostfriesischen Kurier war ich für 10:00 Uhr am Tourismuszentrum in Dornumersiel verabredet. Ich war ein wenig eher da und hatte schon mal Gelegenheit, die lieben Damen und Herren vom TZ kennenzulernen und mit Sandra, Julia und Amko (Marion leider nicht) einen Kaffee zu trinken. Sie hatten mir ja die letzte und quasi auch die kommende Übernachtung in Esens ermöglicht.
Das Interview war wieder eine schön entspannte Sache. Es gibt mittlerweile so viel zu erzählen, ich muß mich eher bremsen, um den, für die Zeitung wichtigen "Roten Faden", nicht zu verlieren. Wir haben dann noch ein paar schmucke Bildchen am Hafen geschossen und für die flotte Frau Hein ging's auch schon auf, zum nächsten Termin.

- Die drei Musketiere vom TZ -
Angenehmerweise war noch wenig los, als ich nach dem Fotoshooting wieder zu meinem Kaffee zurückkehrte. So hatten wir Zeit, noch ein wenig über die Hintergründe der Deutschlandtour, die bisherige Spendenentwicklung oder meine Erfahrungen in den ersten eineinhalb Monaten zu "ratschen". Ich bin immer wieder erstaunt und freue mich sehr, mit wieviel Interesse die Leute an "Zu Fuß durch Deutschland für ein Kinderlachen" anteilnehmen. Die drei erzählten dann ein wenig aus dem "Nähkästchen", z. B. von gaaanz wichtigen Besuchern im TZ, die schon einen Hautausschlag bekommen, wenn sie sich mit ihren Fragen mal in der Reihe anstellen sollen. Ich schilderte ihnen noch meine künftigen Etappen und Sandra wollte mal sehen, was sich machen läßt. Und wirklich, zwei Stunden später klingelte das Telefon und das Deutschlandtour-Musketier Sandra war dran. Sie hatte eine Überraschung für Wilhelmshaven für mich. Ich verrate es mal noch nicht, aber ich bin lustig untergebracht.

- Deichwanderung -
Von Dornumersiel ging es am Deich entlang bis nach Bensersiel. Die Luft roch nach Meer, Möwen segelten über der langsam wieder steigenden Flut und ich war fast alleine unterwegs. Frieden.
In Bensersiel war schon einiges mehr los. Man merkte die touristische Ausrichtung auf Familien mit Kids. Im Ort machte ich dann einen Rechtsschwenk in Richtung Esens. Es ging fast die ganze Strecke am "Bensersiel Tief"-Kanal entlang. Die Sonne schien, meine heutigen Gastgeber (Familie Nolting) waren informiert und die Etappe war heute mit 12km überschaubar kurz. So konnte die "Seele baumeln" und die Gedanken flogen.

- Das Hotel mit der persönlichen Note -
Ich frage mich schon immer, wie ich das verdient habe, aber auch Almuth und Michael Nolting waren wieder ein absoluter Glücksfall. Es war gleich ein "Draht" vorhanden. Mit Michael habe ich mich beim Abendessen noch lange unterhalten. Wenn ich mir überlege, wie die beiden ihren Traum von einem eigenen Hotel verwirklicht haben, welche schweren Aufgaben es im Laufe der Zeit zu bewältigen gab und was die beiden hier letztendlich auf die Beine gestellt haben, erscheint mir das nur ein kleiner Wandertrip zu sein, den ich hier unternehme. Nichtsdestotrotz sind genau solche Menschen begeistert von meiner Deutschlandtour, fiebern mit und versuchen zu helfen, wo es geht, weil sie genau einschätzen können, wie wichtig Unterstützung auf so einem Weg ist. Da kann ich nur sagen: Danke!


* 50. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 21.05.2011 *
Strecke: Esens --> Sande (36km) / Gesamtstrecke: 725km
Dauer: 11:00 - 18:00 Uhr /
Google Maps 50. Etappe

 

- Tour durch (einen kleinen Teil von) Deutschland -

Trotz der vielen spannenden Eindrücke und interessanten Begegnungen während der letzten eineinhalb Monate, wurde mir heute wieder bewußt, wie wenig Zeit für die einzelnen Stationen bleibt. Von Bensersiel aus sind es nur 12, 13km durchs Watt nach Langeoog. Das wäre eine tolle Sache gewesen, aber das gilt auch für andere Plätze in Deutschland. Da müßte ich die Tour gleich auf zwei Jahre ausweiten. Aber so cool bin ich (noch) nicht... :-)

- Das Bier ruft -
Die heutige Etappe sollte eigentlich von Esens in die Stadt des Bieres, nach Jever, gehen. Dort am Ziel hatte ich allerdings noch keinen Gastgeber gefunden. Michael, mein gestriger Asylgewährer, bot mir an, seine Tourismuskontakte zu nutzen und ein Quartier in Sande (ca. 10km weiter) zu organisieren. Das klang gut und ich beschloß, soweit zu laufen, wie es ging und dann für das letzte Stückchen die Bahn zu nehmen. Unterwegs ergab es sich netterweise, daß Christiane, meine Gastgeberin aus Aurich, vorbeifahren kam und wir uns gemeinsam Jever anschauten.

Die Strecke ansich war unspektakulär. Mein Navi empfohlen mir zwar einige Umwege durch die Felder, die aber auch kein Sightseeing-Erdbeben versprachen. Es war relativ warm, bei wenig Wind, was hier oben nicht so häufig vorkommt. Schade, der Deichwanderweg an der Küste entlang wäre genial gewesen.
Jever ist ein schmuckes Städtchen, mit vielen Winkelgässchen, nordisch-ruhigem Publikum und einem (zufällig heute stattfindenden) Straßenfest, auf dem ein paar ewigjunge Cowboys (Ende 50) talentfrei "Sweethome Alabama" trällerten. War lustig. Und lehrreich, denn Christiane machte den prima Vorschlag, "originooool" Ostfriesen-Tee zu verköstigen. Ich bin ja eigentlich Kaffeetrinker, insofern hatte ich noch nicht das Vergnügen. Man bekommt da ein Kännchen auf einem Stövchen (heißt doch so, oder?), Rahm, Kandiszucker und eine Sanduhr serviert. Wenn der Sand durchlaufen ist, muß man SOFORT den Tee aus der Kanne nehmen, sonst gibts "Mecker von Eckhard". Dann wird der Kandiszucker in die Tasse gegeben, der Tee drüber gegossen und der Rahm löffelweise zugeführt. Da entstehen da so kleine Wölkchen, man wartet noch einen Moment und kostet. Normalerweise soll das Procedere zu einem dreifachen Geschmackserlebnis führen. Erst rahmig nach Milch, dann das leicht bittere Teearoma und zum Schluß der süße Kandiszucker. War auch so. Interessant. Ich bleibe aber wahrscheinlich Kaffeetrinker.

- Tierpark live -
Im Schloßpark von Jever taten sich erstaunliche Dinge. Zwischen Jugendlichen auf der Wiese und Genußschlenderern auf den Wegen stolzierten Pfauenmännchen mit ihren unscheinbaren Weibchen entlang. Damit nicht genug, auch Entenfamilien waren unterwegs und anderes Geflügel. Christiane hatte ihren Hund dabei und man sollte annehmen, daß da ein gewisser Grundrespekt beim Federvieh vorhanden sein müßte. Aber woher denn, der ungefähr doppelt so große Bello sorgte mal eben für ein Gähnen bei Duck & Co.

  

- Gut versorgt-
Christiane brachte mich dann, nachdem wir noch eben ein paar Fotos vor dem Brauereigelände geschossen haben, fix in Sande vorbei. Ich wurde im "Auerhahn", dank Michael, schon erwartet. Ein schönes Gefühl, zu wissen, wo ich unterkomme.
Kleiner Service des Hauses: Schalke ist Pokalsieger

 

 

 

 

 

 

 

 

 


* 51. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 22.05.2011 *
Strecke: Sande --> Wilhelmshaven (6km) / Gesamtstrecke: 731km
Dauer: 12:00 - 13:30 Uhr /
Google Maps 51. Etappe

 

- Kurze Laufwege -
Das traf es heute mal genau. Sechs Kilometer sind keine echte Herausforderung, aber da für Wilhelmshaven die Unterkunft und ein Pressetermin für morgen schon vereinbart waren, schonte ich mich mal etwas und kümmerte mich um andere Dinge, die bisher liegen geblieben sind.
Kurz nach Überqueren der Bahnstrecke in Sande, ging es rechts ab, den Kanalweg entlang Richtung Wilhelmshaven. Eine friedliche Aufbruchstimmung lag in der Luft, so wie sie eigentlich eher am frühen Morgen gibt. Auf einer Weide links vom Weg tollten ein Dutzend junge Pferde herum, nur den Wind und ein paar Vögel hörte man. Stark verwundert hätte es mich nicht, wenn jetzt noch Winnetou und das Halbblut Apanatschi die Szenerie gekreuzt hätten. War aber nicht so.

- Übernachtung in der Natur -
Meine heutige Gastgeberin, Frau Caspers, lernte ich eineinhalb Stunden später kennen. Eine sehr herzliche, fröhliche Frau, die ein HEUHOTEL leitet. Das war die Überraschung von Sandra vom Tourismuszentrum in Dornum. Sehr chillig. Der ganze Raum riecht nach Natur. Links und rechts von einem breiten Gang befinden sich zwei große, ca. 2,5m breite und 10m lange "Bettkästen". Als unterste Lage dienen Strohballen zur Stabilität. Darauf wurde dann eine dicke Schicht Heu ausgebreitet, in das man weich einsinkt. Toiletten, Duschen, ein Aufenthaltsraum, ein heufreies Allergikerzimmer - an alles würde gedacht. Tolle Sache.

- Essenfassen in Wilhelmshaven -
Vorm Schlafengehen mußte noch etwas in den Magen. Da nahm ich das Angebot gerne an, mit dem Fahrrad die sechs Kilometer in die City zu fahren. Ein China-Restaurant fiel mir ins Auge und ein Blick auf die Preise ließ mich staunen. Der Laden war so dermaßen konkurenzlos günstig, daß ich schon wieder gespannt war, wo der Haken an der Sache ist. Gab aber keinen. Leckeres Wan-Tan-Süppchen, das Nasi Goreng war auch prima und reichlich. Keine Ahnung, wie die das kalkulieren.

- Finger weg von den Büchern -
Zufällig entdeckte ich, daß die Nordseepassage in der Wilhelmshavener Innenstadt an diesem Sonntag geöffnet war. Ein angenehm friedliches Treiben durch die geöffneten Geschäfte. An Buchhandlungen komme ich naturgemäß nur schwer vorbei. So auch an der Buchhandlung "Gedankenflieger". Natürlich waren wieder reichlich Exemplare vorhanden, die mich gereizt hätten und von denen ich sicher eines käuflich erworben oder zumindest geklaut hätte [Späßle gemacht :-)], aber seit 2. April schießt da sofort ein Gedanke nach vorne: He, Du Schmock! Und wer soll den Krempel schleppen? Also stellte ich den achtbändigen Heimatroman "Dort, wo die Heide schnuckt" - über historische Aufzucht- und Freßgewohnheiten des Wollviehs südöstlich von Winsen an der Luhe - wieder ins Regal zurück. Man kann nicht alles haben...


* 52. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 23.05.2011 *
Strecke: Wilhelmshaven --> Bockhorn (20km) / Gesamtstrecke: 751km
Dauer: 13:00 - 18:00 Uhr /
Google Maps 52. Etappe


- Aus dem Heu direkt ins Wasser -
Die Erkenntnis, morgens zwar im Heu zu erwachen, aber nicht von ein paar Rindviechern gefressen zu werden, hat etwas Beruhigendes. Da konnte der Tag eigentlich nur gut werden. Zumal die kommende Unterkunft das Erlebnisbad in Bockhorn sein würde. Aber davon später.
Die fürsorgliche Frau Caspers hatte mir schon das Frühstück zubereitet, war aber nicht mehr da, weil die Arbeit rief. So ein Heuhotel wirft in der Regel nicht soviel ab, daß man davon leben könnte.
Um 10:00 Uhr war ich mit Herrn Czyc, von der Wilhelmshavener Zeitung, verabredet und ich nutze für die 6km in die City mal eben wieder wie gestern das "Radl". Herr Czyc war im Vergleich zu den vorherigen Reportern eher ein ruhiger Zeitgenosse. Er fragte nicht viel, ließ mich erzählen und hatte eine lustige Art, sich Stichpunkte zu machen. Vielleicht hat ihn mein Projekt ja auch nicht wirklich interessiert. Wir werden's morgen in der Zeitung lesen.

- Gegenwind nervt -
Die Strecke von Wilhelmshaven nach Bockhorn verlief einige Kilometer über den Deich am Jadebusen entlang. Echt idyllisch. Ein Paradies für Schafe, die dort in aller Seelenruhe den Deich kahl fressen. Aber WINDIG! Netterweise war es egal, in welche Richtung der Weg ging, der Wind kam immer von vorne. Ich glaubte auch, von gaaanz weit oben so ein schadenfrohes Lachen zu hören, aber ich kann mich auch täuschen.

- Und führe mich nicht (so plump) in Versuchung -

Als ich ca. 8km vor Bockhorn einen Kopfsteinpflasterweg entlangstapfte und mich in einem 45Grad-Winkel dem Wind entgegenstemmte, hielt neben mir ein Auto und ein freundlicher, sonnenbebrillter Mann bot mir Schokolade an, wenn ich einsteige. Na, so ähnlich. Er bot mir an, mich mitzunehmen, da er auch bis nach Bockhorn fuhr.
Der erste Impuls war: Oh, echt nett von dem Burschen. Einen kleinen Moment lang war ich versucht, das verlockende Angebot anzunehmen, aber HALT: Das war doch eine Falle!! Dieser lockere Typ mit seiner Fliegerbrille, der sportliche Fließheckwagen, das coole Ed Hardy-Shirt...
Aber doch nicht mit mir, Herr Privatdetektiv! Hut und Trenchcoat lagen mit Sicherheit im Kofferraum.
Natürlich bin ich weiterlaufen und hielt den Plan ein. Da müssen sich meine lieben Freunde von der "Das schafft der eh nicht"-Fraktion schon was Besseres einfallen lassen. Ha! Das hab' ich natürlich sofort durchschaut. Wenn sie clever gewesen wären, hätten sie ein charmantes, weibliches Früchtchen hinters Steuer gesetzt, das mich dann mit einer für uns Männer völlig realistischen, plausiblen Geschichte überzeugt hätte, wie z. B. "...meine Oma hat mir dieses Auto geschenkt und jetzt habe ich mich am hellichten Tag in den Feldern verirrt. Könntest Du mitfahren und mir helfen, wieder dort auf die Straße zu fahren? (Zwinker, zwinker...)" oder "Hallo Fremder, ich habe ein Riesenproblem: Ich bin Zwilling und in meinem Tageshoroskop steht, daß ich heute unter GAR KEINEN UMSTÄNDEN eine Schotterpiste zwischen zwei Feldern entlang fahren soll, sonst fallen mir morgen die Haare aus und der Motor explodiert augenblicklich. Könntest Du bitte einsteigen und den Wagen bis nach Bockhorn...? (Klimper, Klimper)".
Ne ne ne, wenn man nicht alles selber macht.

- Bockhorn oder wie mir "Godfather himyelf" Quartier gewährte -

In Bockhorn angekommen, mußte ich erst mal ein wenig nach dem Erlebnisbad suchen, da es etwas versteckt an einer Landstraße liegt. Dort wartete ER schon auf mich, der BOSS, der Chef "von det janze", der Regelmacher und -überprüfer, derjenige, der die Kids im Flug zurückpfeift, wenn sie unerlaubt vom Fünfer springen. Ladies and Gentlemen, we proudly present: Uwe Lämmel, der Bade(groß)meister vom Erlebnisbad in Bockhorn!
Das klingt jetzt ein wenig ironisch, aber der, mit einem ausgeprägten Selbstbewußtsein gesegnete Lifeguard und DLRG-Vorsitzende, hat seinen Laden im Griff. Seit mittlerweile 30 Jahren bringt der Bursche auch den Hardcore-Angsthasen das Schwimmen bei. Trotz all der Spielregeln stehen die Kids auf ihren Uwe - und halten sich dran. Auf dem ganzen Gelände (und das ist groß) findet man kein Bonbon-Papier auf Rasen. Vor ihm hat sein Vater (den ich am nächsten Morgen auch kennenlernte) das Bad zu dem Schmuckstück gemacht, das es heute ist. Beide sind da mit einem richtigen Sendungsbewußtsein unterwegs.
So, jener Titan der Bademeister-Zunft, schaute mich also beim Handshake prüfend an, ob er den Wander-Knilch denn guten Gewissens in seine geheiligte Örtlichkeit lassen kann. Konnte er und so zeigte er mir dann alles, empfahl mir, ab 20:00 Uhr, wenn alle Gäste raus sind, den Pool mal alleine zu nutzen und schlug vor, im DLRG-Haus zu nächtigen. Abendessen war in der örtlichen Osteria vorgesehen (war alles von der herzlichen Fr. Schweers-Steindor von der Gemeinde Bockhorn schon vorbereitet). Als ich wohl genährt zurück kam, war das Bad tatsächlich leer und ich hatte das Becken und die 50m-Rutsche für mich. Das dazugehörige Filmchen wird demnächst online gestellt.
Es wurde dunkel über der "City" und ich entschied mich, draußen auf einer der Badeliegen zu nächtigen. Das Wetter sollte eigentlich halten. So ging dann - im Schlafsack eingemummelt - unter dem Sternenhimmel dieser Tour-Tag zu Ende.


* 53. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 24.05.2011 *
Strecke: Bockhorn --> Westerstede (19km) / Gesamtstrecke: 770km
Dauer: 11:00 - 16:00 Uhr /
Google Maps 53. Etappe

 

- Mumien-Schwimmen und Kids-Alarm -
Nach einer abwechslungsreichen Nacht - ich mußte wegen leichtem Regen um kurz vor vier umziehen - füllte sich das Bad so langsam wieder mit Leben. Um 6:00 Uhr (!) war "Mumien-Schwimmen" angesagt (der Begriff stammt von Uwe Lämmel, ich weise alle Schuld von mir). RESCHPEKT! Es war wirklich "schattig" draußen, als die älteren Herrschaften ihre Bahnen schwammen.

Um 8:00 Uhr wurde das Durchschnittsalter dann gewaltig nach unten gedrückt. Der örtliche Kindergarten kam zum Schwimmtraining. Ein Schwarm Hummeln ist leichter zu hüten. Eine Gruppe ging spielen, eine frühstückte und eine wurde von Uwe Lämmel im Kraulen, Brustschwimmen und Tauchen unterrichtet. Da spielten sich auch dramatische Szenen ab. Der kleine Leander hatte mächtig Angst, daß er vom Bademeister mal eben ins tiefe Becken geschmissen wird. Und die Tränen kullerten. Aber der gute Uwe versteht ja sein Handwerk und so hatte der Kleene später auch Spaß am kühlen Nass. Er informierte auch die Kindergärtnerinnen, daß da ein Wandersmann ein Stockwerk höher sitzt, der später wieder durch Deutschland tappt. Die Kids wurden zusammengerufen und ich erzählte ein wenig vom bisher Erlebten. Ich mußte mich knallharten Fachfragen stellen, wie z. B. "Warum hast Du braune Schuhe an?" oder "Warum fährst Du nicht mit dem Fahrrad?". Wir machten noch ein tolles Foto mit der ganzen Rasselbande auf dem Rasen und ich machte mich auf, zum Bürgermeistertermin.

- Hallo Herr Bürgermeister -
Herr Bürgermeister Spiekermann, Frau Schweers-Steindor und ein Mann von der Presse empfingen mich sehr freundlich im Rathaus. Ich erzählte einige Anekdoten, wir machten ein Foto, ich freute mich über weitere 50€ in die Spendenbüchse und schon ging es wieder weiter nach Westerstede. Um 16:00 Uhr sollte ich dort spätestens ankommen, um vom Westersteder Bürgermeister Groß ein Händeschütteln und eine Spende zu erhalten.

- verlorengegangene Leichen -
Uwe Lämmel ließ es sich nicht nehmen, mir den Weg durch den "Urwald" zu zeigen. Der Wald hinter dem Bad ist Landschaftsschutzgebiet, d. h. die umfallenden Bäume bleiben liegen, der Mensch greift dort nicht in die Natur ein. Einzig der Weg wird bei Bedarf freigeräumt. Es ging zunächst den "Totenweg" entlang. Der heißt deshalb so, weil in früheren Zeiten die Toten auf diesem Weg zum Friedhof in den Nachbarort gebracht werden mußten. Da das Begraben dort aber Geld kostete, war der Karren meist "überraschenderweise" leer, wenn sie am Ziel ankamen. Die Leichen wurden unterwegs "entsorgt", um das Geld für's Beerdigen nicht ausgeben zu müssen. Clever!

- Wetterkapriolen -
Das Wetter war heute reichlich anstrengend. Sonne, Regen, Sonne, Regen. Und immer schön den Wind von vorne. Nervig. Trotzdem klappte eine Punktlandung in Westerstede. Herr Bürgermeister Groß versenkte weitere 50€ in der Spendenbüchse und mußte auch schon wieder zur nächsten Sitzung.

- Gastfreundschaft im "Garten Eden" -
Um 18:00 Uhr sollte ich von meinem heutigen Gastgeber, Herrn Eden, abgeholt werden. Ich konnte mich also etwas ausruhen. Das Besondere war, daß Herr Eden gar nicht aus Westerstede kam, sondern aus Horumersiel. Das liegt etwa 70km nördlich und man fragt sich, warum er das macht. Weil dieser Gutmensch (so lernte ich ihn kennen) mein Deutschlandprojekt einfach toll findet und helfen möchte. Er hat vor einigen Tagen einen Artikel über mich in der Zeitung gelesen und spontan gesagt, "Den Burschen unterstützen wir".
Ein in Ehren ergrauter, sympatischer Herr empfing mich am Rathaus in Westerstede. Wir fuhren dann etwa 50min nett "schnackend" nach Horumersiel, wo der Teufelskerl Bernhard Eden schon im dortigen Kursaal kräftig Werbung für mich und mein Projekt gemacht hat. Ich wurde auf die Bühne geschoben, setzte meinen Rucksack ab und erzählte meine Geschichte. Dann gingen die Bedingungen herum und sammelten Spenden ein. Gigantisch! Herr Eden wies die Gäste noch darauf hin, "leises" Geld zu spenden, das "laute Geld laßt mal lieber stecken". Großartig, der Mann.
Im Hotel selbst hatte er auch nochmal eine kleine Gruppe interessierter Gäste zusammengetrommelt. Wir saßen bestimmt noch eine Stunde sehr nett plaudernd zusammen. Die Geschäftsführerin, Ute Eden, habe ich auch noch kennengelernt. Eine sehr sympatischer Familie. Alles in allem sind 311,50€ zusammengekommen. SUPER. DANKE!

- Finito -
Nach einem reichlich angebotenen Abendessen, hatte ich auch ausreichend Bettschwere. Ein erfolgreicher Tag, zu Gast bei lieben Menschen, ging zu Ende.


* 54. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 25.05.2011 *
Strecke: Westerstede --> Bad Zwischenahn (16km) / Gesamtstrecke: 786km
Dauer: 14:00 - 18:00 Uhr /
Google Maps 54. Etappe

 

- Ein wenig Wellness für die Muskeln -
Die Tatsache, daß ich bis 7:30Uhr durchschlief, zeigte mir, daß ich gestern wirklich platt war. Bernhard Eden und ich haben uns zum Frühstück verabredet, aber erst für 9:00 Uhr. Er war ehrlich enttäuscht, daß nicht noch mehr zusammengekommen ist. Ich kann ihn gut leiden, den Herrn Eden.
Beim Gang in den Frühstücksraum habe ich gesehen, das es auch einen Wellnessbereich gibt und Massage angeboten wird. Hm, Fragen kostet ja nix...
Herr Eden ist mal kurz an die Rezeption marschiert und schwubs hatte ich für 10:00 Uhr einen Massagetermin. Klasse! Es war jetzt nicht dringend nötig, aber sehr erholsam. Die Masseurin bestätigte mir auch etwas überrascht, daß quasi keine Verspannungen vorlagen. Da zählt sich eine gewisse Grundfitness aus.

- Und weiter geht's -
Bevor mich Herr Eden wieder nach Westerstede brachte, machten wir noch einen kleinen Abstecher zum Reiterhof. Ich habe ja keine Ahnung von Pferden, aber das waren schon ausnehmend schöne Exemplare, die da im Stall standen.
Auf dem Weg nach Westerstede bekam ich noch eine kleine Geschichtslektion über Land und Leute. Wir fuhren am Geburtstagshaus von Herrn Eden vorbei, er erzählte mir, wie die Gegend um die erste Jahrtausendwende entstanden ist, warum Wattwandern so gesund ist und wie er sein Hotel aufgebaut hat.
Bevor ich mich wieder auf den Weg machte, wollte ich zumindest einen Tagebucheintrag fertigschreiben und setzte mich dazu in ein Cafe. Als ich dann voller Elan wieder durchstarten wollte, hörte ich eine Stimme rechts: "Sie kennen uns wohl nicht mehr, oder?" Da saß der gute Herr Eden mit seiner Frau beim Mittagessen und lud mich ein, nochmal eben ein Häppchen zu speisen, für die folgende Etappe. Einfach nett, die Zwei.

- Das Rhododendron-Paradies -
Das Wetter war zum Wandern hervorragend und ich kam gut voran. Gleich hinter Westerstede führte mich mein Navi sehr überraschend durch einen Rhododendron-Garten. Da wurde mitten hinein ein Turm gesetzt, auf dem man in ca. 5m Höhe über einem Meer von Blüten thront. Der Hammer:

- Das Zwischenahner Meer -
Bei Rostrup traf ich dann auf den See vor der Haustür, das Zwischenahner Meer. Bei dem schönen Wetter ein Augenschmaus. Mein Navi wollte mich zwar einen komplizierten Weg entlangschicken, ich habe aber mal mein Veto eingelegt. Natürlich gab es einen schönen Weg am Ufer entlang. Von meinen Gastgebern in Bad Zwischenahn wurde ich herzlich empfangen. Allerdings knurrten Ina und Michael schon der Magen, weil ich etwas später ankam. Es wurde noch ein netter Grill- und Plauderabend.


* 56. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 27.05.2011 *
Strecke: Bad Zwischenahn --> Oldenburg / Gesamtstrecke: 786km 

 

- Schlag in die Magengrube -
Gestern ging ich noch fit und gesund ins Bett und während der Nacht fing es an. Schüttelfrost, mehrfach übergeben, Magenschmerzen. Mir ging es richtig mies am nächsten Morgen und ich fragte mich, wie es für die kommenden Tage weitergeht und wo ich mich auskurieren kann.
Große Hilfe hatte ich von meinen Oldenburger Gastgebern, der Familie Konen. An ein Weiterlaufen war gar nicht zu denken, deshalb freute ich mich über den spontanen Vorschlag von Herrn Konen, mich in Bad Zwischenahn abzuholen. Daheim in Oldenburg wurde ich dann auch sehr herzlich von seiner Frau in Empfang genommen und konnte mich ausruhen. Viel war auch an diesem Tag nicht mehr möglich. Schade, da sie eigentlich grillen wollten, aber an feste Nahrungsaufnahme war gar nicht zu denken. Zumindest reichte es noch, der Nachbarsfamilie, die sich dann das Grillgut schmecken ließen, ein paar Erlebnisse zu erzählen.


* 57. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 28.05.2011 *
Strecke: Oldenburg --> Horumersiel / Gesamtstrecke: 786km

 

- Umzug zum Auskurieren -
So richtig toll fühlte ich mich auch nach Medikamenten von Frau Konen und ausreichend Schlaf nicht. Auch heute machte es noch keinen Sinn, weiter zu wandern. Ich fühlte mich noch viel zu schwach und im Magen grummelte es ständig. Allerdings musste ich mir wieder eine neue Unterkunft suchen, da die Familie Konen heute das Haus voller Gäste bekam. Was tun, sprach Zeus? Ich überlegte, welche früheren Gastgeber aus der Nähe sind und mich ev. zum Auskurieren nochmal aufnehmen würden. Ich rief Frau Eden aus Horumersiel an (siehe TB 24.05.2011) und fragte an, ob sie mich nochmal als Gast aufnehmen würde. Überhaupt kein Problem, hier könne ich mich auskurieren. Phantastisch! Als ich mir noch überlegte, wie ich jetzt nach Horumersiel kommen soll, schlug mir Herr Konen vor, mich "mal eben" zur Familie Eden zu fahren. Was lerne ich auf dieser Tour für nette Menschen kennen?!
Unglaublich :-)  In Horumersiel angekommen, passierte nach einer herzlichen Begrüßung auch nicht viel Spannendes. Ab ins Bett.


* 58. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 29.05.2011 *
Ruhetag in Horumersiel / Gesamtstrecke: 786km 

 

- Es geht voran -
Nach dem Aufstehen stand ich zwar noch etwas wackelig auf den Beinen, aber es wurde besser. Der fürsorgliche Herr Eden hatte für den Vormittag eine Kutschfahrt auf dem Deich an der Nordsee geplant und fragte mich, ob ich mitkommen möchte, so ein kleiner Wind- und Wettertest. Tolle Sache. Der alteingesessene Friese wusste ausführlich und unterhaltsam über seine Heimat zu berichten. Wie der Deich entstanden ist, welche ungeheure Artenvielfalt sich im Weltnaturerbe Wattenmeer tummelt, warum Bisamratten für die Sturmflutkatastrophe in den 60ern mitverantwortlich waren, usw. - auf alles hatte der - einem gestandenen Käpt'n Iglo nicht unähnliche - Herr Eden eine interessante Erklärung parat. Auch mit dem Wetter hatten wir viel Glück. In der regenfreien Zeitschneise windete es zwar ordentlich, wir wurden aber nicht naß.

- Gesundheitsschlaf -
Nachmittags war wieder ein ausgedehntes Schläfchen angesagt. So hundertprozentig fühlte sich mein Magen noch nicht an und ich wollte ja morgen spätestens wieder auf die Straße zurück. Ich würde es jetzt nicht als Angst bezeichnen, aber besorgt war ich schon. Mir ist einmal mehr bewußt geworden, wie wichtig ein gesunder Körper für mein Vorhaben ist. So eine temporäre Krankheit, wie ein Magen-Darm-Virus, läßt sich natürlich nie gänzlich vermeiden, aber was ich für meine Fitness tun kann, werde ich tun (Ernährung, Schlaf, passende Tagesetappen, etc.).


* 59. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 30.05.2011 *
Strecke: Delmenhorst --> Bremen (16km) / Gesamtstrecke: 802km

Dauer: 12:00 - 16:00 Uhr / Google Maps 59. Etappe


- On the road again -
Genug gefaulenzt, weiter ging's. Herr Eden hatte Gäste in Oldenburg am Bahnhof abzuholen und so ging es um 8:00 Uhr mit dem Auto dorthin.Auf der Fahrt erzählte er mir noch viel über sein Hobby, die (vernünftige, geregelte) Jagd und was unverantwortliche Jäger so alles anrichten können. Also, einem Keiler möchte ich in freier Wildbahn nicht begegnen.
In Oldenburg hieß es dann Abschied nehmen, von einem wunderbaren Gastgeber. Meine besten Grüße und ein herzliches Dankeschön an die ganze Familie Eden. Mit dem Zug ging es das kurze Stück nach Delmenhorst, da ich dort ein vor Tagen schon vereinbartes Interview mit dem Weser-Kurier hatte. Danach, Adresse meiner Bremer Gastgeberin Andrea ins Navi eingegeben, den Rucksack wieder geschultert und an der Bahn entlang Richtung Bremen.
Das Laufen fiel mir um einiges schwerer, als noch vor einer Woche. Es war auch relativ warm, aber die 16km nach Bremen stellten sonst kein Problem dar. Ok, das wird schon.

- Norway is calling -
In Bremen wurde ich von zwei herzlichen, charmanten Frauen in Empfang genommen. Die eine heißt Julia und ist sieben Jahre alt. Die andere heißt Andrea, ist die Mutter der Kleenen und ist einen Tick älter. Es war gleich ein Draht vorhanden. Ich habe Andrea von meinen spannenden Begegnungen auf der Tour erzählt und sie mir von ihrem Norwegen-Traum. Sie hat seit Ewigkeiten einen starken Hang zu diesem skandinavischen Land. Aber NATÜRLICH war es ja bisher vöööllig unrealistisch, mal dorthin zu reisen, weil es ein teueres Land ist (hat sie gehört), der Flug unerschwinglich ist, keine Zeit dafür da ist... und und und.
Das war im Herbst 2009. Die kleine Julia sah das aber gar nicht ein und verkündete damals: "Dann müssen wir halt sparen!" Wenig später stellte Andrea dann fest, daß Julia schon damit angefangen hat. Sie hatte eigens dafür in ein kleines gelbes Sparschwein einige Cent ihres Taschengelds gesteckt. Da konnte sich Andrea natürlich nicht mehr rausreden und beide packten es an. Alle anfangs so großen Hindernisse stellten sich bei genauerem Hinsehen als machbar heraus und das Ende vom Lied: Sie waren mittlerweile schon mehrfach an verschieden Orten Norwegens, habe Freunde gefunden und denken schwer darüber nach, auszuwandern.
Toll! Genauso läuft es. Ein wunderbares Beispiel dafür, den eigenen Traum zu verwirklichen.
Ich bin mir fast sicher, daß jetzt der einoderandere denkt: Naja, mal nach Norwegen zu reisen, ist ja noch im Rahmen. Das würde ich ja auch hinkriegen. Aber MEIN Traumziel ist ja viiiiiiiel schwerer zu erreichen. Das geht ja schon allein nicht, weil... und außerdem noch, weil... und zu "X" und "Y" kommt ja auch noch "Z" dazu, warum es bei mir NIEMALS klappen wird...
Merkt Ihr was...? ;-)


* 60. Tag DEUTSCHLANDTOUR-Tagebuch + Gastgeber-Anfragen / 31.05.2011 *
Sightseeing in Bremen / Gesamtstrecke: 802km

 

- Bremen im Regen -
Früh sah es so gut aus: sonnig, warm, wenig Wind. Ich freute mich auf einen schönen ausgedehnten Stadtrundgang. Allerdings erst nachdem ich Tagebuch und Newsletter geschrieben hatte. Das dauerte etwas und als ich wieder aus dem Fenster schaute, regnete und windete es ausreichend. Mist!
Egal, ich wollte eine Delmenhorster Ausgabe des Weser-Kurier besorgen (war ein Artikel von mir drin) und dem guten "Roland" und den "Bremer Stadtmusikanten" Hallo sagen. Für viel mehr hatte ich bei diesem Wetter keine Lust.

- Stadtführung mit Sandra und Marco -
Glücklicherweise ergab sich später noch die Möglichkeit einer Stadtbegehung. Meine heutige Gastgeberin Sandra, eine Arbeitskollegin von Andrea, fragte am späten Nachmittag an, wo wir uns treffen wollen. Da sie in der Nähe war, kam sie bei Andrea vorbei und wir tranken noch einen Kaffee zusammen.
Sandra wohnt mit ihrem Freund Marco in einer netten Wohnung in der Bremer Neustadt. Beide sind sehr herzlich, erzählfreudig und interessiert an meinen bisherigen Erlebnissen. Marco, ein dipl. Ing. für Mechatronik, geht einem interessanten Tagwerk nach. Er arbeitet in der Lürssen-Werft in Bremen und ist für die Unterhaltungselektronik an Bord zuständig. Dort werden die GANZ GROSSEN Jachten gebaut (für Abramowitsch, Saudi Arabien & Co.). Für Interessierte: www.lurssen.com.
Sandra machte nach dem Essen noch den Vorschlag, eine Runde durch die Stadt zu gehen. Sie kennt viele Geschichten und Geschichtchen über Bremen. Wir sind durch das Schnoor-Viertel geschlendert (der Hammer!), haben "Heini Holtenbeen" Guten Tag gesagt und haben die Böttchergasse durchquert. Super! Für die kurze Zeit hier ein schöner Eindruck. Danke schön!

 

Deutschland Tour 2011/12    info@deutschland-tour-2011.de